Die ProSiebenSat.1 Media AG hat
für 2004 einen Rekordgewinn und erstmals schwarze Zahlen für alle Programme der
Senderfamilie gemeldet. Das am 22. Februar vorgestellte „beste
Vorsteuerergebnis der Unternehmensgeschichte“ bleibt allerdings trotz 70
Prozent Wachstum gegenüber 2003 mit 321,3 Millionen Euro vor Steuern, Zinsen
und Abschreibungen (Ebitda) etwa neun Millionen Euro unter dem selbst für 2004
gesteckten Ziel.
Ausschlaggebend dafür, dass der
angepeilte Gewinn nicht erreicht wurde, war das vierte Quartal 2004, in dem der
Konzernumsatz der ProSiebenSat.1
Media AG im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum
um 4,5 Prozent sank. Bereits am 27. Januar war mitgeteilt worden, dass der
Gesamtumsatz 2004 erstmals seit drei Jahren wieder leicht auf 1,835 Milliarden
Euro gesteigert werden konnte. Der Konzernjahresüberschuss stieg 2004 auf 133,6
Millionen Euro (2003: 39,4 Millionen Euro). Das Ergebnis je Aktie belief sich
2004 auf 0,63 Euro nach 0,20 Euro im Jahr 2003.
Ü Erfolgswende
nach drei Jahren Krise
2001 2,02
Mrd. € 106 Mio. € 2002 1,90 Mrd. € 15 Mio. € 2003 1,81
Mrd. € 39
Mio. € 2004 1,84
Mrd. € 134 Mio. €
Umsatz
Gewinn
Als Grund für die
Ergebnisverbesserung nannte Firmenchef Guillaume de Posch die Umsatzsteigerung,
vor allem aber deutliche Kostensenkungen in Höhe von 136 Millionen Euro. So
sank etwa durch den Abbau von zweihundert Arbeitsplätzen der Personalaufwand in
der Bilanz von 212,5 Millionen auf 200,6 Millionen Euro. Im Jahresdurchschnitt
waren bei der ProSiebenSat.1 Media AG 2699 Mitarbeiter beschäftigt. Reduziert
wurden auch die Programminvestitionen: Lagen sie 2003 noch bei 1,109 Milliarden
Euro, wurden 2004 nur noch 923,4 Millionen Euro in neue Programme investiert.
Die neue Bilanz der ProSiebennSat.1 Media AG trägt deutlich die Handschrift der
Investmentgesellschaften, die im August 2003 das Unternehmen gemeinsam mit Haim
Saban mehrheitlich übernahmen und die Anteile nun mit Gewinn weiter verkaufen
wollen. Zur Wertsteigerung der Beteiligung dürfte auch beitragen, dass die
Nettofinanzverschuldung von 1,109 Milliarden (2003) auf 923 Millionen Euro
gesenkt werden konnte.
Ü
Investmentfonds wollen mit Gewinn verkaufen
Bereits Ende Januar war bekannt
geworden, dass sich im Gesellschafterkreis der ProSiebenSat.1 Media AG
Veränderungen anbahnen. Offensichtlich wollen die acht Investmentfonds, die
mehr als Hälfte der Anteile und Stimmrechte halten, ihre Beteiligungen mit
Gewinn verkaufen. Das Bemühen des Springer
Verlages, seine Beteiligung von 12 Prozent aufzustocken, ist inzwischen
ebenso wenig ein Geheimnis wie das Interesse einiger US-Medienkonzerne.
Ü Pro Sieben
mit höchster Rendite
„Saban und Springer bleiben langfristig
Anker in der Aktionärsstruktur“, versicherte der
ProSiebenSat.1-Vorstandsvorsitzende Guillaume de Posch am 22. Februar in
Unterföhring. Haim Saban habe erklärt, er bleibe langfristig Aktionär. Die
Sache der Private Equity-Gesellschaften sei es dagegen, „zu kaufen und zu
verkaufen“, kommentierte de Posch. lakonisch. Eine Trennung der US-Investoren
von der ProSiebenSat.1 Media AG könnte frühestens im August erfolgen, weil bis
dahin vor zwei Jahren eine Stillhaltefrist vereinbart wurde.
Rentabelstes Programm der
ProSiebenSat1. Media AG bleibt weiterhin Pro
Sieben mit im vergangenen Jahr 175,1 Millionen Euro Vorsteuergewinn und
einer Umsatzrendite (Anteil des Vorsteuerergebnisses am Umsatz) von 23,3
Prozent. Sat.1 erzielte mit 89,7 Millionen
Euro Gewinn vor Steuern 2004 das beste Ergebnis seiner Programmgeschichte, und N 24 kam mit 1,8 Millionen Euro Vorsteuergewinn
ein Jahr früher in die schwarzen Zahlen als ursprünglich geplant. Kabel 1 erwirtschaftete eine Umsatzrendite von
14,2 Prozent und steuerte 27,3 Millionen Euro zum Vorsteuergewinn des Konzerns
bei.
|
Umsatz |
Vorsteuer- |
Umsatz-
|
Ebitda |
Mitarbeiter
|
Sat.1 |
773,9
Mio. € |
89,7 Mio. € |
11,6% |
97,8 Mio. € |
223 |
Pro Sieben |
749,9 Mio. € |
175,1 Mio. € |
23,3% |
175,5 Mio. € |
252 |
Kabel 1 |
192,9 Mio. € |
27,3 Mio. € |
14,2% |
26,5 Mio. € |
46 |
N24 |
73,2 Mio. € |
1,8 Mio. € |
2,5% |
2,8 Mio. € |
155 |
Ü Interesse an
Neun Live & Sonnenklar TV
Dass die Umsätze aller vier
Programme stagnieren, liegt vor allem an der starken Abhängigkeit der
ProSiebenSat.1 Media AG von den Werbeeinnahmen. Die Erlöse aus den bunten Spots
steuern noch immer etwa neunzig Prozent aller Einnahmen bei. Um diese
Abhängigkeit zu senken, sollen innerhalb der kommenden Wochen die restlichen
Anteile der profitablen Euvia Media
übernommen werden. ProSiebenSat.1 hält schon 48,4 Prozent an dem Betreiber des
profitablen Quizsenders Neun Live und des
Reisekanals Sonnenklar TV. Der Preis,
über den zurzeit mit dem US-Medienunternehmer Barry Diller (48,6 Prozent) und
Euvia-Geschäftsführerin Christiane zu Salm (3,0 Prozent) verhandelt wird, wird
nach Angaben des ProSiebenSat.1-Finanzchefs Lothar Lanz bei mehr als hundert Millionen
Euro liegen.
Ü Einstieg ins
Pay-TV-Geschäft
Weitere Einnahmen soll
ProSiebenSat.1 demnächst im Pay-TV erzielen. Vorstandschef de Posch kündigte
an, in Kooperation mit der Kabel Deutschland GmbH sollten noch in diesem Jahr
erste Bezahlkanäle angeboten werden. Geplant sind Spielfilm- und Comedy-Kanäle.
Für den Zeitraum ab 2006 kann de Posch sich auch die Live-Übertragung von
Fußball-Bundesligaspielen gegen Gebühr vorstellen.
Ihren ersten Einstieg ins
Pay-TV-Geschäft vollzog die ProSiebenSat.1 Media AG am Tag der
Bilanzpressekonferenz bereits in den USA. Dort startete am 22. Februar unter
dem Produktnamen ProSiebenSat.1 Welt ein deutschsprachiges Pay-TV-Angebot
über den US-Satellitenbetreiber DISH
Networks. Gesendet werden Programmhighlights von Sat.1, Pro Sieben und
Kabel 1 sowie N24-Nachrichten. Unter anderem sollen jede Woche zwei Spiele der
ersten Bundesliga live und mit deutschem Kommentar übertragen werden. Das
US-Angebot kostet im Abonnement monatlich 14,99 Dollar.
Ü Siehe auch folgende Artikel:
1 ProSiebenSat.1 Media AG verkauft (17.03.2003)
1 Kirch-Gruppe zu 85 Prozent verkauft (02.04.2003)
1 Bundeskartellamt gibt Saban grünes Licht
(25.04.2003)
1 ProSiebenSat.1 Media AG mit Verlusten
(15.05.2003)
1 Saban muss bei Kirch-Übernahme passen
(04.06.2003)
1 KirchMedia vor der Auflösung (17.06.2003)
1 ProSiebenSat.1 Media AG geht doch an Saban
(05.08.2003)
1 ProSiebenSat.1
Media überrascht positiv (20.02.2004)