Die Bertelsmann AG hat 2003 ihren operativen Gewinn um 20 Prozent
gesteigert. Trotz eines um 8,3 Prozent gesunkenen Umsatzes stieg das Ergebnis
vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebita) auf 1,123 Milliarden Euro (2002:
936 Mio. Euro), teilte Bertelsmann am 30. März in Berlin mit. Der größte
europäische Medienkonzern will weiter wachsen, vor allem in Asien. Ein
Börsengang ist frühestens 2006 möglich.
Den
größten Anteil zum Umsatz der Bertelsmann
AG steuerte im vergangenen Jahr erneut die RTL Group bei. Das Untrnehmen gehört zu
90,2% Bertelsmann (Rest Streubesitz), setzte 2003 ca. 4,45 Mrd.
Euro um (davon etwa die Hälfte in Deutschland) und erzielte einen Nettogewinn von 14 Millionen Euro (2002: 56 Mio. € Verlust). Das Ergebnis vor Steuern,
Zinsen und Abschreibungen stieg bei
Europas größtem Rundfunkunternehmen auf 487 Mio. Euro (2002: 424 Mio. Euro). Im Umsatz-Ranking von
Bertelsmann folgen nach der RTL Group der Mediendienstleister Arvato
mit 3,64 Mrd. Euro, die Bertelsmann Music Group (BMG) mit 2,71 Mrd. Euro, der
Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr mit 2,48 Mrd. Euro und die Buchverlagsgruppe Random
House mit 1,78 Mrd. Euro.€).
Das
Buchclubgeschäft, das seit wenigen Jahren zum Bereich DirectGroup gehört, verlor
weiterhin Umsatz, soll aber vor allem durch eine Expansion in China bald wieder
an Bedeutung gewinnen, kündigte Bertelsmann-Vorstandschef Gunter Thielen an.
Innerhalb weniger Jahre will Bertelsmann die Zahl chinesischer Buchclub-Kunden
von 1,5 Millionen auf 5 Millionen steigern, hieß es bei der
Bilanzpressekonferenz in Berlin. Die Problemsparte Direct Group schaffte dank einer Konzentration
auf das Kerngeschäft 2003 einen knappen operativen Gewinn von 4 Millionen Euro (2002: 150 Mio. Euro Verlust). In Deutschland aber scheinen die in der Direct Group zusammen gefassten Buch- und
Musikclubs immer noch weit von Gewinnen entfernt.
Inzwischen schreiben wieder
aller Bertelsmann-Geschäftsbereiche schwarze Zahlen. Den größten Teil zum
Operating Ebita (Ergebnis vor Finanzergebnis, Steuern, Abschreibungen auf
Firmenwerte und firmenwertähnliche Rechte sowie vor Sondereinflüssen) steuerte
im vergangenen Jahr erneut mit 503 Mio. Euro die RTL Group bei, gefolgt von
Arvato (261 Mio. Euro), Gruner + Jahr (234 Mio. Euro), Random House (147 Mio. Euro)
und der BMG (110 Mio. Euro).
Ü
10 Prozent Umsatzrendite angestrebt
Durch den Verkauf von BertelsmannSpringer und
den Random House Tower in New York konnte die Verschuldung von 2,7 Milliarden
Euro im Vorjahr auf 820 Millionen Euro reduziert werden. Der Jahresüberschuss (nach Finanzergebnis, Steuern,
Firmenwertabschreibungen und Sondereinflüssen) wird für die Bilanz
2003 nur noch mit 208 Millionen Euro angegeben. Im Vorjahr hatte er vor allem
nach dem Verkauf der übrigen Anteile an AOL Europe noch bei 968 Millionen Euro
gelegen (4
siehe Artikel Bertelsmann
zurück zur Old Economy). Die operative Umsatzrendite von Bertelsmann
(Gewinnanteil am Umsatz) lag 2003 bei 6,7 Prozent (2002: 5,1 Prozent) und soll
in den kommenden drei Jahren auf zehn Prozent gesteigert werden, kündigte
Konzernchef Thielen an. „Wir geben Vollgas in Richtung Wachstum“, sagte er.
„Wir haben von Konsolidierung wieder auf Angriff geschaltet.“ 2004 wolle der
Konzern aus Gütersloh seinen Betriebsgewinn weiter steigern. In den kommenden
drei Jahren könne der Konzern zudem zwei Milliarden Euro für Zukäufe
aufbringen, kündigte Thielen an. Übernahmeziele nannte er allerdings nicht. Die Zahl der Beschäftigten
verringerte sich zum Ende des Geschäftsjahres vor allem durch den Verkauf von
Bertelsmann Springer auf 73.221 (Ende 2002: 80.632).
Bertelsmann erzielt als globaler
Medien- und Entertainment-Konzern noch immer den größten Teil seines Umsatzes
im Ausland. Der US-Anteil verringerte sich 2003 wegen der Dollar-Schwäche auf 25,1
Prozent (Vorjahr: 27,5 Prozent). Der in Deutschland erwirtschaftete
Umsatzanteil betrug 30,7 Prozent (Vorjahr: 31,1 Prozent), auf die übrigen
europäischen Länder entfiel ein Anteil von 38,6 Prozent (Vorjahr: 35,5 Prozent)
am Konzernumsatz. Auf die restlichen Länder entfielen 5,6 Prozent (Vorjahr: 5,9
Prozent).
Ü
Börsengang frühestens im Mai 2006
Eine
bereits angekündigte Veränderung im Gesellschafterkreis, so wurde erst jetzt in
Berlin berichtet, konnte Bertelsmann bereits im vergangenen November realisieren:
Dabei wurden auch die letzten Anteile der ZEIT-Stiftung an der Bertelsmann AG
(2,9 Prozent) zurückgekauft, so dass nun 57,6 Prozent der Kapitalanteile bei
der Bertelsmann Stiftung liegen, 17,3 Prozent bei der Familie Mohn und 25,1
Prozent bei der Groupe Bruxelles Lambert (GBL).
Die
Bertelsmann Stiftung hält ihre Anteile an der Bertelsmann AG indirekt durch die
Holding-Gesellschaft Johannes Mohn GmbH. Die Familie Mohn hält ihre Anteile an
der Bertelsmann AG durch die Holding-Gesellschaft Reinhard Mohn
Verwaltungsgesellschaft mbH, an der auch die Johannes Mohn GmbH beteiligt ist.
Die Stimmrechte an der Bertelsmann AG werden weiterhin zu 75,0 Prozent über die
Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft mbH (BVG) ausgeübt, die restlichen 25,0
Prozent der Stimmrechte liegen bei der GBL. Im Zuge des Rückkaufs aller Anteile
der ZEIT-Stiftung haben sich GBL und BVG darauf geeinigt, dass GBL nicht schon
2005, sondern nun erst ab Mai 2006 einen Börsengang verlangen und dabei
Bertelsmann-Aktien am Kapitalmarkt verkaufen kann, wenn die Bertelsmann
Verwaltungsgesellschaft nicht ihr Vorkaufsrecht ausübt. Bertelsmann sei mit den jetzt
erreichten Ergebnissen „schon weit an der Börsenfähigkeit dran“, sagte
Vorstandschef Thielen. GBL-Inhaber Albert Frère habe aber bislang keine Absicht
zu verkaufen.
Ü Hier
finden Sie den kompletten Bertelsmann-Geschäftsbericht
2003.