Rekordbilanz für Rundfunk-Unternehmen
Trotzdem insgesamt immer noch
Millionen-Verluste
Von Dr. Matthias Kurp, 18.12.2001
Seit
Einführung des privatwirtschaftlichen Rundfunks 1984 haben sich die Erträge der
Branche in Deutschland fast verfünffacht. Das errechnete das Berliner DIW.
Die
regelmäßig vom Deutschen
Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erstellte Untersuchung hat für das
Jahr 2000 Rundfunk-Erträge in Höhe von 28,3 Milliarden Mark ermittelt. Dabei
entfallen mit 14,4 Milliarden Mark knapp mehr als die Hälfte auf die
öffentlich-rechtlichen Anbieter (Vorjahr: 14,8 Milliarden Mark), die wiederum
zu 79,2 Prozent aus den Rundfunkgebühren stammen. Die privatwirtschaftlichen
Rundfunkanbieter (Hörfunk und Fernsehen) erzielten 2000 zusammen Nettoerträge
von etwa 13,9 Milliarden. Mark und verbuchten damit gegenüber dem Vorjahr 19
Prozent Wachstum (plus 2,2 Milliarden Mark). Ähnlich deutlich wie beim öffentlich-rechtlichen
Rundfunk die Gebühren, dominieren bei der privat-kommerziellen Konkurrenz mit
79,7 Prozent die Werbeumsätze (inklusive Sponsoring und Teleshopping) die
Erlöse.
Das DIW
hat im Auftrag der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM)
gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Kommunikationsforschung München (AKM) und dem
Hamburger Hans-Bredow-Institut für Medienforschung eine umfassende
Analyse der Rundfunkwirtschaft im Jahr 2000 vorgelegt. In einer Modellrechnung
wurden dabei unter anderem alle privatwirtschaftlichen Programmveranstalter
zusammengefasst. Dabei betrug ihr Betriebsergebnis insgesamt minus 143
Millionen Mark. Der Verlust sank gegenüber 1999 um 165 Millionen Mark. Während
die Hörfunkbranche unterm Strich sogar ein Plus von 200 Millionen Mark
(Vorjahr: 170 Millionen Mark) erwirtschaftete, betrug das Minus im
Fernsehbereich 343 Millionen Mark (Vorjahr: 478 Millionen Mark).
Schuld an den roten Zahlen der Fernsehbranche sind
vor allem etwa 1 Milliarde Mark Verluste im Pay-TV, 325 Millionen Mark Defizit
bei den TV-Spartenkanälen und ein Minus von 133 Millionen Mark bei den
TV-Ballungsraumprogrammen. Auch die Anbieter von Lokalfernsehen konnten im Jahr
2000 ihre Kosten nur zu 94 Prozent wieder hereinspielen. Die sechs Anbieter von
bundesweiten Fernsehvollprogrammen hingegen freuten sich über einen Überschuss
von 1,1 Milliarde Mark.
Ähnlich heterogen ist auch die Lage für die
verschiedenen Radiostationen. Während die Einnahmen der 25 landesweiten
Hörfunkprogramme 12 Prozent über den Einnahmen lagen, warteten im Jahr 2000 bei
den 135 Lokalprogrammen im Bundesgebiet noch immer 40 Prozent auf das Erreichen
der Gewinnschwelle. Von den vierzehn Anbietern bundesweiter Radioprogramme
machten im vergangenen Jahr lediglich vier Gewinn, so dass insgesamt die
Einnahmen nur 86 Prozent der Ausgaben decken konnten.
Bei den
vierzehn öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, 94 privatwirtschaftlichen
TV- und 209 Hörfunk-Programmanbietern arbeiteten im Jahr 2000 insgesamt 44.507
fest angestellte Mitarbeiter, davon 10.621 bei privat-kommerziellen
TV-Unternehmen und 4.631 bei privatwirtschaftlichen Hörfunkanbietern. Während
die Zahl der Beschäftigten in Deutschland insgesamt gegenüber dem Vorjahr nur
um 0,7 Prozent zunahm, verbuchte die Rundfunkwirtschaft im Jahr 2000 ein Plus
von 3,2 Prozent. Die privatwirtschaftlichen TV-Programmanbieter stockten ihre
Stellenpläne sogar um 13,5 Prozent auf. Zusätzlich zu den fest angestellten
beschäftigte die Rundfunkwirtschaft knapp 27.000 freie Mitarbeiter, davon 7.400
bei privatwirtschaftlichen Anbietern (4.319 im Fernsehen, 3.081 im Hörfunk).
Und noch ein paar Zahlen: In Auftragsproduktionen
investierten die TV-Programmanbieter im Jahr 2000 etwa 5 Milliarden Mark, wobei
nur 1,4 Milliarden Mark auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk entfielen. Für
die Verbreitung ihrer Programme mussten die TV-Unternehmen insgesamt 1,2
Milliarden Mark ausgeben, und eine halbe Milliarde Mark aus ihren Kassen
landete bei Werbeagenturen und Werbevermarktern.
Mehr zur Studie gibt es in
einer ALM-Pressemitteilung.