Sportfive als sportiver Fusionsriese
Bertelsmann will europäischen Sportrechtemarkt
erobern
Von Dr. Matthias Kurp, 15.11.2001
Unter dem neuen
Namen Sportfive entsteht ein neuer Medien-Schwerathlet: Die Europäische Kommission
hat die Fusion der Sportvermarkter von RTL Group und Canal Plus genehmigt.
Leichtgewichte
im Wettbewerb um die Vermarktung von Toren, Titeln und Trophäen waren die
Unternehmen Sport Plus und Ufa
Sports schon lange nicht mehr. Ufa Sports ist Teil von Europas größtem
Rundfunk-Konzern, der RTL
Group, die zu 67 Prozent von der Bertelsmann AG kontrolliert wird. Das Unternehmen besitzt
die Vermarktungsrechte von mehr als 350 Sportvereinen und -verbänden weltweit.
Zum Tagesgeschäft gehört vor allem die Vermarktung von mehr als 250
europäischen Fußballclubs, darunter Hertha BSC, Hamburger SV und Borussia
Dortmund - aber auch die Vermarktung der Klitschko-Brüder. Sport Plus wurde vor
drei Jahren vom französischen Pay-TV-Anbieter Canal Plus gegründet, der wiederum zu 49,9 Prozent im
Besitz des weltweit operierenden Medienmultis Vivendi Universal ist. Sport Plus besitzt unter anderem die
Übertragungsrechte der großen Fußball-Ligen in Frankreich, Großbritannien,
Spanien und Portugal, außerdem die Marketing-Rechte für alle Spiele der
Internationalen Handball-Föderation und die Europa-Rechte für den
internationalen Basketball-Dachverband.
Dritter im Bunde von Sportfive wird die
französische Sportmarketing-Firma Darmon, an der Ufa Sports bereits seit einiger Zeit zu 28
Prozent beteiligt ist. Die französische Aktiengesellschaft wurde vor 20 Jahren
von Jean-Claude Darmon gegründet, erwirtschaftete zuletzt einen Jahresumsatz
von 170 Millionen Mark und ist an der Pariser Börse notiert. Nachdem die
EU-Kommission am 13. November grünes Licht gab, werden Ufa Sports und Sport
Plus formal zunächst von Darmon übernommen. Dafür soll die RTL Group 2,2
Millionen und Canal Plus 1,6 Millionen Darmon-Aktien erhalten. Anschließend
sollen möglichst viele Minderheitsaktionäre von Darmon für 155 Euro pro Aktie
abgefunden werden. Jean-Claude Darmon wird Chef von Sportfive, schließlich aber
nur noch 5 Prozent (statt bislang 36%) der neuen Aktiengesellschaft besitzen.
Abhängig von der Zahl der abgefundenen Aktionäre wollen Ufa Sports und Sport
Plus am Ende zu gleichen Teilen zwischen 39,5 und 46,6 Prozent des neuen
sportiven Riesen halten. 2 Prozent der Gesellschafteranteile sollen beim
Unternehmen selbst bleiben, dessen Börsenwert auf mehr als 1 Milliarde Euro
geschätzt wird.
Sportfive soll nach Angaben von Ufa Sports einen
kumulierten Jahresumsatz von 570 Millionen Euro (cirka 1,1 Milliarden Mark)
haben, was etwa einem Zehntel des europäischen Sportvermarktungs-Volumens
entspricht. Bernd Hoffmann (Foto), zurzeit Chef von Ufa Sports und demnächst
Operating Officer von Sportfive, geht von einem Gewinn vor Steuern, Zinsen und
Abschreibungen (Ebitda) in Höhe von 49 Millionen Euro aus. Für die nächsten
Jahre werden zweistellige Wachstumsraten angestrebt. Schon einzeln brillierten
die drei Sportrechte-Unternehmen mit Umsatzrenditen zwischen 5,7 Prozent (Sport
Plus) und 14,2 Prozent (Darmon). Beflügelt von den neuen Synergie-Effekten
sollen die etwa 350 Sportfive-Mitarbeiter in Zukunft weltweit noch
erfolgreicher operieren. Damit erhält vor allem die Kirch-Gruppe einen starken
Konkurrenten. Sie ist im Besitz der TV-Rechte für die
Fußball-Weltmeisterschaften 2002 und 2006 sowie der Pay-TV-Rechte für die
Formel 1 (ab 2004 auch Free-TV).