Telekom: mehr Gewinn, weniger Schulden

Aktionäre erhalten nach zwei Krisen-Jahren wieder eine Dividende

 

 

Von Dr. Matthias Kurp, 03.03.2005

 
 

 

 

 

 

 

 


Die Deutsche Telekom AG hat im vergangenen Jahr ihren Gewinn im Vergleich zu 2003 verdreifacht. Während der Marktanteil im Festnetz sank, stiegen die Einnahmen beim Mobilfunk und im DSL-Bereich. Der Konzern-Umsatz wuchs um vier Prozent. Die Nettofinanzverschuldung liegt mit 35,2 Milliarden Euro fast nur noch halb so hoch wie vor zwei Jahren und lässt erstmals seit 2002 wieder eine Dividende zu.

Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke scheint sein Unternehmen wieder auf Kurs gebracht zu haben. Bei seinem Amtsantritt vor zwei Jahren musste er mit einem Verlust von 25 Milliarden Euro noch das höchste Defizit melden, das ein deutscher Konzern je erwirtschaftet hatte. Bei der Bilanzpressekonferenz der Telekom AG am 3. März 2005 in Bonn präsentierte Ricke für 2004 bei einem Konzernumsatz von 57,9 Milliarden Euro (plus 4 Prozent) einen Jahresüberschuss von 4,6 Milliarden Euro. In dem Gewinn sind allerdings auch die Erlöse aus den Verkäufen von Beteiligungen beim russischen Mobilfunkbetreiber MTS und bei SES Global enthalten. Nach zwei Jahren ohne Dividende kann die Telekom AG damit wieder 0,62 Euro je Aktie an ihre Anteilseigner ausschütten, was einer Dividenden-Rendite von 3,9 Prozent entspricht.

Ü 10,2 Milliarden Euro flüssige Mittel

Rickes Bilanz kann sich auf den ersten Blick sehen lassen: Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag 2004 ohne Sondereffekte bei 19,4 Milliarden Euro (2003: 18,3 Milliarden Euro). Die flüssigen Mittel („Free Cash Flow“) stiegen von 8,3 Milliarden Euro (2003) auf knapp 10,2 Milliarden Euro, und die Netto-Finanzverbindlichkeiten konnten um 11,4 Milliarden Euro auf 35,2 Milliarden Euro zum Jahresende reduziert werden. „Lag das Betriebsergebnis 2003 noch bei 5,4 Milliarden Euro, so erwirtschaftete der Konzern im abgelaufenen Jahr 9,9 Milliarden Euro“, freute sich die Telekom in einer Pressemitteilung über eine Steigerung des operativen Erfolgs um etwa 83 Prozent.

 

 

2004 (Mio. €)

2003 (Mio. €)

+/– (%)

Umsatz
- Inland
- Ausland

57.880

35.147

22.733

55.838

34.691

21.147

3,7

1,3

7,5

Bereinigtes Erg. der gew. Geschäftstätigkeit

3.593

1.122

220,2

Erg. der gew. Geschäftstätigkeit

6.541

1.398

367,9

Bereinigter Konzernüberschuss

2.196

222

889,2

Konzernüberschuss

4.634

1.253

269,8

EBITDA bereinigt um Sondereinflüsse

19.364

18.288

5,9

EBITDA

22.315

18.475

20,8

Cash-Flow aus Geschäftstätigkeit

16.307

14.316

13,9

Free Cash-Flow vor Ausschüttung

10.180

8.285

22,9

Netto-Finanzverschuldung

35.198

46.576

(24,4)

Beschäftigte im Durchschnitt

247.559

251.263

(1,5)

 

Ü Trend: Weniger Umsatz im Festnetz

Die Telekom-Bilanz weist aber auch einige Schwächen des Unternehmens auf: So ging der Umsatz bei der Festnetz-Sparte T-Com um 4,8 Prozent auf 27,8 Milliarden Euro zurück. Das bereinigte Festnetz-Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stieg allerdings dennoch um etwa ein Prozent auf 10,5 Milliarden Euro. Als Wachstumsmotor erwies sich erneut das Mobilfunkgeschäft. Das Tochterunternehmen T-Mobile steigerte den Umsatz um 9,7 Prozent auf etwa 25 Milliarden Euro und verbesserte das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen um 15 Prozent auf 7,7 Milliarden Euro. Mit einem Plus von 233 Millionen Euro im vierten Quartal trug die Mobilfunktochter T-Mobile vor allem dank T-Mobile USA zum Konzern-Gewinn bei. Im Schlussquartal 2004 steigerte T-Mobile das bereinigte EBITDA um 14 Prozent auf knapp 1,9 Milliarden Euro. T-Mobile USA erhöhte das EBITDA deutlich von 311 Millionen Euro auf 558 Millionen Euro.

Ü Risiken: Immobilien und Toll Collect

Mit insgesamt 77,4 Millionen Kunden telefonierten zum Jahresende 9,1 Millionen Kunden mehr über die Handynetze der Telekom als im Vorjahr. Auch im Mobilfunksektor aber ist nicht alles Gold, was glänzt: Analysten verwiesen auf einen unerwartet starken Rückgang des EBITDA der britischen T-Mobile-Gesellschaft. In Deutschland sank das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen bei T-Mobile sogar um 1,4 Prozent auf 944 Millionen Euro. Mit einer EBITDA-Marge von 43,2 Prozent (2003: 43,9 Prozent) erreichte die Telekom jedoch ihre eigenes Planziel von 40 Prozent. Der durchschnittliche Monatsumsatz je Kunde sank dennoch von 24 auf 23 Euro.

Sorgen machten der Telekom im vergangenen Jahr die Maut-Probleme und das Immobilien-Geschäft: Ein Gutachten im Auftrag der Bonner Staatsanwaltschaft belegte, dass der Konzern Grundstücke und Gebäude vor dem Börsengang um mindestens 1,4 Milliarden Euro zu hoch bewertet haben soll. Die Beteiligung am Maut-Betreiberkonsortium Toll Collect hat der Telekom 2004 ein Defizit in Millionenhöhe beschert. Der Fehlbetrag liege bei 148 Millionen Euro, hieß es bei der Bilanzpressekonferenz. 2003 hatte die Telekom mit dem Maut-Projekt einen Verlust von 442 Millionen Euro gemacht.