Der Axel Springer Verlag hat im
vergangenen Jahr die beste Bilanz seiner Unternehmensgeschichte erzielt. Das um
Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen
(Ebita) konnte auf 335,8 Millionen Euro verbessert werden. Der Umsatz von
Europas größten Zeitungshaus stieg von 2,32 Milliarden um 3,5 Prozent auf 2,4
Milliarden Euro.
„Wir haben das beste Ergebnis in der Geschichte des Verlags
erreicht", kommentierte Springers Vorstandschef Mathias Döpfner die
Steigerung des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) gegenüber
dem Vorjahr (215,4 Millionen Euro) um fast 56 Prozent auf knapp 336 Millionen
Euro. Die positive Entwicklung führte er vor allem auf den vor 18 Monaten
eingeschlagenen Sparkurs zurück. Positiv wirkte sich für den Axel Springer Verlag auch eine
Umsatzsteigerung im Zeitungsbereich, ein stärkeres Anzeigengeschäft und stabile
Vertriebserlöse aus. Die Titel Bild und Bild am Sonntag hätten das höchste Ergebnis
ihrer Geschichte erwirtschaftet, hieß es bei der Präsentation der
Springer-Bilanz in Berlin.
Ü
14 Prozent Umsatzrendite
Die Umsatzrendite des Springer Verlags stieg
im vergangenen Jahr bezogen auf das Ebita von 9,3 Prozent (2003) auf 14,0 Prozent.
Der Konzernjahresüberschuss wuchs von 111,6 Millionen Euro (2003) um 32,2
Prozent auf 147,5 Millionen Euro. Das Ergebnis je Aktie verbesserte sich von
3,26 auf 4,66 Euro. „Angesichts der guten Ertragslage des Konzerns werden
Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung in diesem Jahr die Ausschüttung
einer stabilen Dividende in Höhe von 1,20 Euro je Aktie und zusätzlich eine
einmalige Sonderzahlung von 0,25 Euro je dividendenberechtigter Aktie als
Beteiligung am Ergebnis des Kirch-Vergleichs vorschlagen“, hieß es in einer
Pressemitteilung des Verlags.
Zur Ebita-Verbesserung trug wesentlich die mit
dem Insolvenzverwalter der ehemaligen Kirch-Gruppe geschlossene
Vergleichsvereinbarung bei, die 92,6 Millionen Euro in die Springer-Kasse
brachte. Ohne diesen Sondereffekt blieb 2004 ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern
und Abschreibungen in Höhe von 243,2 Millionen Euro. Bei einem Eigenkapital von
873,4 Millionen Euro (2003: 677,8 Millionen Euro) stieg die Eigenkapitalquote
des Springer-Konzerns von 32,0 Prozent (2003) auf 36,5 Prozent. Die
Finanzverbindlichkeiten lagen Ende 2004 bei knapp 282 Millionen Euro, die
Netto-Liquidität betrug knapp 173 Millionen Euro (2003: 0,8 Millionen Euro).
Ü
Erfolgreiche Rekord-Bilanz
|
2004 |
2003 |
Umsatz |
2.402,0 Mio. € |
2.320,7 Mio. € |
Jahresüberschuss |
147,5 Mio. € |
111,6 Mio. € |
EBITA1) |
335,8 Mio. € |
215,4 Mio. € |
EBITA-Rendite |
14,0 % |
9,3 % |
EBITDA1) |
432,8 Mio. € |
290,1 Mio. € |
EBIT1) |
315,5 Mio. € |
193,9 Mio. € |
Bilanzsumme |
2.392,4 Mio. € |
2.115,1 Mio. € |
Eigenkapital |
873,4 Mio. € |
677,8 Mio. € |
Eigenkapitalquote |
36,5 % |
32,0 % |
Investitionen |
130,9 Mio. € |
158,7 Mio. € |
Cashflow aus laufender
Geschäftstätigkeit |
305,0 Mio. € |
317,4 Mio. € |
Ergebnis je Aktie |
4,66 € |
3,26 € |
Dividende |
1,20 € |
1,20 € |
Sonderdividende |
0,25 € |
|
Mitarbeiterzahl (Durchschnitt) |
10.700 |
10.949 |
1)
bereinigt um Sondereffekte |
Ü
Print-Bereich bleibt Kerngeschäft
Trotz Erfolgen in Polen, Ungarn und Russland bleibt
der Beitrag internationaler Geschäftstätigkeiten bei Springer vergleichsweise
gering, legte aber um 13,5 Prozent auf 373,6 Millionen Euro zu, so dass
inzwischen 15,6 Prozent des Gesamtumsatzes aus dem Ausland stammt (2003: 14,2
Prozent).
Wichtigster Geschäftsbereich des Axel Springer
Verlages ist nach wie vor das Print-Segment. Mit knapp 1,4 Milliarden Euro
steuern die Vertriebs- und Anzeigenerlöse 58 Prozent des Gesamtumsatzes bei.
Trotz schwieriger Werbemarktbedingungen nahmen Springers Anzeigenerlöse 2004 um
5,3 Prozent zu. Das Zeitungs-Ebita stieg um 37,7 Prozent auf 250,7 Millionen
Euro (2003: 182,1 Millionen Euro). Auf eine Prognose, wann der Verlustbringer Welt erstmals in die Gewinnzone kommt, wollte
sich Döpfner nicht festlegen lassen. Auch Spekulationen, wonach Springer in
Deutschland eine Gratis-Zeitung plant, ließ der Vorstandschef unkommentiert.
Ü
Deutsche Zeitungsbeteiligungen
Titel (Gesellschafteranteile) |
Verkaufte Auflage |
Überregionale
Boulevard- oder Wochentitel
|
|
Bild (100%) |
3.781.300 |
Bild am Sonntag (100%) |
2.160.000 |
B.Z./B.Z. am Sonntag (100%) |
220.300 |
Welt (100%) |
202.700 |
Welt am Sonntag (100%) |
403.000 |
Regionale
Abonnementpresse
|
|
Hamburger Abendblatt (100%) |
283.400 |
Berliner Morgenpost (100%) |
152.300 |
Bergedorfer Zeitung (100%) |
20.000 |
Elmshorner Nachrichten (100%) |
11.400 |
Ostsee-Zeitung (74,5%) |
171.200 |
Leipziger Volkszeitung (50%) |
226.800 |
Dresdner Neueste Nachrichten (50%) |
33.500 |
Lübecker Nachrichten (49,0%) |
111.600 |
Naumburger Tageblatt (37,5%) |
17.000 |
Pinneberger Tageblatt (28,7%) |
24.500 |
Harburger Anzeigen u. Nachr. (24,8%) |
20.000 |
Kieler Nachrichten (24,5%) |
102.500 |
Westfalenblatt (14,5%) |
140.000 |
Ü
Ziel: Sperrminorität bei ProSiebenSat.1
Der Zeitschriftenbereich bildet auch weiterhin die
zweitwichtigste Ertragssäule des Springer-Konzerns und lieferte im vergangenen
Jahr etwa 29 Prozent des Gesamtumsatzes. Die Erlöse mit den Magazinen konnten
um 2,9 Prozent auf 771,4 Millionen Euro gesteigert werden. „Ein vor allem von
neuen Titeln getragenes, kräftiges Wachstum der Vertriebserlöse um 4,7 Prozent
konnte den leichten Rückgang der Anzeigenerlöse um 0,9 Prozent auffangen“,
teilte der Verlag mit.
Für das in den vergangenen Jahren durch den Verkauf
zahlreicher Produktionsunternehmen und Beteiligungen abgebaute Geschäft mit
Fernsehunternehmen könnten die folgenden Monate zur entscheidenden Wende
werden. Zur Beteiligung des Konzerns an der ProSiebenSat.1 Media AG, sagte
Vorstandschef Döpfner, er plane, den Springer-Anteil von zwölf Prozent entweder
komplett zu verkaufen oder aufzustocken, um daraus eine strategische
Beteiligung von mehr als 25 Prozent (Sperrminorität) zu machen.
Ü
Optimistische Zukunftserwartungen
Springer will den Wachstumskurs fortsetzen. Für das
laufende Geschäftsjahr 2005 erwartet der Springer Verlag eine moderate
Umsatzsteigerung. Döpfner begründete dies mit besseren Konjunkturaussichten und
dem erfolgreichen Restrukturierungskurs des Unternehmens. „Wir werden eine
Konjunkturwende erleben“, prognostizierte der Vorstandschef von Deutschlands
größtem Zeitungsverlag. Beim seit vier Jahren kriselnden Stellenmarkt habe sich
das Geschäft bereits belebt. Auch im Anzeigengeschäft sei der
„Konjunkturwinter“ überwunden. Der Vorstand erwarte daher, hieß es in einer
Springer-Pressemitteilung, für das laufende Geschäftsjahr ein Ebita, „das
leicht über dem um die Effekte aus dem Kirch-Vergleich bereinigten Ergebnis von
2004 liegt“.
Ü Siehe auch folgende Artikel:
1 Springer Verlag wieder in der Offensive (27.02.2004)
1 Springer Verlag mit neuem Großaktionär (10.10.2003)
1 Springer Verlag dank Verkäufen im Plus (14.03.2003)