Die Zeitungskrise der vergangenen drei Jahre hat zugleich die Pressekonzentration
verstärkt. Viele kleine Verlage mussten aufgeben, Lokalteile wurden abgeschafft
oder ganze Titel verkauft. Hier die wichtigsten Etappen des
Konzentrationsprozesses seit 2001:
Ø
2001/2002 übernahm
die WAZ-Gruppe die Mehrheit an den Zeitungen Die Kitzinger, Saale-Zeitung und Meininger
Tageblatt.
Ø
Zum Jahresbeginn
2002 kaufte die Ippen-Gruppe die Mehrheit der Hessisch Niedersächsischen Allgemeinen (230.000 Aufl.).
Ø
Der Axel Springer Verlag legte 2002 die Redaktionen von Welt und
Berliner Morgenpost zusammen.
Ø
Im März 2002 wurde
die Woche
eingestellt.
Ø
Im Juli 2002 wurde
die Honnefer Volkszeitung eingestellt.
Ø
Ende 2002 übernahm
die Verlagsgesellschaft Madsack 51 Prozent an der Oberhessischen
Presse in Marburg.
Ø
Die Südwestpresse
stellte die Lokalausgaben Laupheimer
Tagblatt und Laichinger Tagblatt
Ende 2002 ein.
Ø
Die Zeitungsgruppe
Köln stelle 2002 die Bonner Lokalausgabe des Kölner
Stadt-Anzeigers und die
Leverkusener Lokalausgabe der Kölnischen Rundschau ein.
Ø
Ende 2002 kam auch
das Aus für die Speyerer
Tagespost.
Im Januar 2003 brachte dafür der Verlag Johannes Martin Söhne
(Viernheim/Hessen) erstmals die Speyerer Morgenpost mit einer Startauflage von 7.500
heraus.
Ø
Die Süddeutsche
Zeitung
verkaufte ihren 70%-Anteil an der Frankenpost (Hof) Ende 2002 an die SPD-Medienholding.
Ø
Im Dezember 2002
legten Frankfurter Rundschau und Süddeutsche
Zeitung ihre Stellenmärkte
zusammen.
Ø
Im Februar 2003
genehmigte das Bundeskartellamt den Einstieg der Südwestdeutschen
Medienholding (SWMH) bei der Süddeutsche
Zeitung 18,75% für ca. 150 Mio.
€).
Zur SWMH gehören die Mehrheit der
Anteile an den Zeitungen Rheinpfalz, Freie Presse, Stuttgarter Nachrichten, Stuttgarter Zeitung und Märkische Oderzeitung.
Ø
Im März 2003 stimmte das Kartellamt der Übernahme der Mehrheitsanteile bei der Bayerischen Rundschau
in Kulmbach und beim Coburger Tageblatt
durch den Bamberger Verlag des Fränkischen Tag zu.
Ø
Im Juli 2002 wurde
der Gießener Anzeiger (70.600
Aufl.) mehrheitlich von der Verlagsgruppe Rhein-Main (Mainzer Allgemeine
Zeitung, Wiesbadener Kurier, Wiesbadener
Tagblatt etc.) übernommen.
Ø
Anfang 2004 werden die Mantel-Redaktionen von Aachener Zeitung und Aachener Nachrichten fusionieren und in
den Bereichen Sport, Wirtschaft, Kultur sowie „Aus aller Welt“ gemeinsame
Seiten erstellen. Außerdem werden in fünf Orten die Lokalteile zusammengelegt.
Ü
Negative Auswirkungen für Redaktionen
Pressekonzentration und Zeitungskrise wirken sich inzwischen immer mehr
auch negativ auf die Arbeitsverhältnisse in den Redaktionen aus. Außer dem
Personalabbau lassen sich kritische Entwicklungen wie die folgenden beobachten:
Ø
Die Sächsische
Zeitung
organisiert Lokalredaktionen als Profit-Center, bei denen Redakteursgehälter an
den wirtschaftlichen Erfolg gekoppelt sind.
Ø
Der Axel
Springer Verlag legte die Redaktionen von Welt und Berliner
Morgenpost zusammen und bauten 150
Stellen ab.
Ø
Die Rhein-Zeitung (Koblenz) lagerte in Bad Ems und Neuwied
Lokalredaktionen in Dienstleistungsgesellschaften aus, um geringere
Agentur-Tarife zahlen zu müssen. Ähnliches wird für die Koblenzer
Lokalredaktion vorbereitet.
Ø
Das Offenburger
Tageblatt ließ
vor zwei Jahren die Wirtschaftsredaktion durch externe „Dienstleister“
ersetzen.
Ø
Der Mecklenburger Nordkurier bezieht täglich vier komplette Seiten, davon zwei
über Brandenburger Landespolitik, von der ddp-Tochtergesellschaft
ddp publishing, die für 100 bis 180 Euro pro Seite auch die Fränkische
Landeszeitung, die Recklinghäuser Zeitung und die Ruhrnachrichten beliefert.
Ø
Die Kieler
Nachrichten beziehen die Fernsehseite im Rahmen eines Pilotprojektes
komplett von der Presseagentur dpa.
Ø
Der Verband der
Lokalpresse bietet Lokalzeitungen einzelne Elemente (Kreuzworträtsel, Texte
etc.) und sogar komplette Themenseiten der Tochtergesellschaft Medienservice
Berlin GmbH.
Ü Siehe auch folgende Artikel:
1 Zeitungsbranche im dritten Krisenjahr
1 Springer Verlag will Kartellrecht lockern
1 Hängepartie im Streit um Berliner Zeitung