Die Kabel Deutschland GmbH (KDG) hat ihren Fusionsantrag zur Übernahme der Kabelnetze in Nordrhein-Westfalen (Ish), Baden-Württemberg (Kabel BW) und Hessen (Iesy) beim Bundeskartellamt zurückgezogen. Damit ist das Kabelmonopol in Deutschland gescheitert. KDG reagierte auf erhebliche Bedenken der Kartellwächter, die bereits eine Verweigerung ihrer Zustimmung signalisiert hatten.

 

Einen Monat nachdem das Bundeskartellamt am 23. August der Kabel Deutschland GmbH (KDG) erhebliche Bedenken für das Fusionsvorhaben mitgeteilt hatte (4 siehe Artikel Kartellamt bremst vorerst Kabelfusion), warfen die Kabel-Manager am 22. September von sich aus das Handtuch. In einer KDG-Pressemitteilung hieß es dazu: „Das Unternehmen reagiert damit auf die wiederholt negativen Signale vom Bundeskartellamt, das trotz der weitreichenden Zugeständnisse von Kabel Deutschland keine positive Bewertung der Zusammenschlüsse abgegeben hatte.“ Die Kabel Deutschland GmbH kündigte außerdem an, die Übernahme der drei regionalen Kabelnetzanbieter Kabel BW (Baden Württemberg), Ish (Nordrhein-Westfalen) und Iesy (Hessen) für insgesamt 2,7 Milliarden Euro nicht weiter verfolgen zu wollen.

Ü Zugeständnisse reichten nicht aus

Kabel Deutschland hatte zuletzt versucht, mit Zugeständnissen das Bundeskartellamt doch noch zum Einlenken zu bewegen. Der mit zehn Millionen Haushalten unumstrittene Marktführer versprach, durch Milliardeninvestitionen TV-Kabelnetze auch für schnelle Internet-Verbindungen aufzurüsten. Die KDG hatte dem Kartellamt sogar angeboten, 1,8 Milliarden Euro in den Ausbau breitbandiger Internetanschlüsse zu investieren und damit dem Marktführer im DSL-Geschäft, der Deutschen Telekom, Konkurrenz zu machen. Die Wettbewerbshüter hatten aber offenbar Zweifel an der Ernsthaftigkeit dieses Vorhabens. Außerdem hatte KDG zugesagt, die Einspeiseentgelte für den analogen Transport von TV-Signalen in den nächsten zehn Jahren nicht zu erhöhen. Bis mindestens 2009 wollte KDG schließlich sogar darauf verzichten, eigene Inhalte-Rechte zu erwerben.

Während die fusionswilligen Kabelnetz-Gesellschaften stets argumentierten, der dringend notwendige digitale Ausbau der Infrastruktur sei nur finanzierbar, wenn das ehemalige Telekom-Netz wieder in eine Hand gelange, erklärte Kartellamts-Präsident Ulf Böge, der technische Fortschritt im Kabelnetz sei bislang eher von den kleineren lokalen oder regionalen Kabelnetzbetreibern vorangetrieben worden. Sie seien beim Ausbau des Netzes (Digitalisierung, Rückkanäle) und bei ihrer Investitionsplanung für den schnellen Internetzugang und Telefonie entschieden aktiver als Kabel Deutschland. Die Schaffung eines Kabelmonopols würde diese Entwicklung eher bremsen.

Textfeld: 4Kabelnetz-Struktur in Deutschland
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Ü Kein Antrag auf Ministererlaubnis

Es sei wirtschaftlich nicht vertretbar gewesen, dem Kartellamt noch weiter entgegenzukommen, sagte hingegen KDG-Pressesprecher Stefan Schott. Die Kabel Deutschland GmbH hatte ursprünglich für den Fall des Kartellamt-Vetos einen Antrag auf Ministererlaubnis angekündigt, will davon aber keinen Gebrauch mehr machen. Auch ohne die Fusion soll das Kabelgeschäft in den von KDG versorgten dreizehn Bundesländern weiter ausgebaut werden. Ein möglicher Rückzug der KDG-Anteilseigner wurde dementiert. Kabel Deutschland gehört einem Konsortium aus den Investmentgesellschaften Apax Partners, Providence Equity und Goldman Sachs Capital Partners, die den Netzbetreiber 2003 von der Telekom übernommen hatten (4 siehe Grafik unten). KDG versorgt 9,7 Millionen Haushalte, hat aber nur zu 3,5 Millionen Kunden eine direkte Verbindung. Bei allen anderen sind lokale Netzbetreiber dazwischengeschaltet (4 siehe Grafik oben). Das Münchener Unternehmen bietet seinen Kunden inzwischen auch eigene Programmpakete an, macht aber bei einem Jahresumsatz von 1,1 Milliarden Euro noch Verluste.

Ü Ish, Iesy und Kabel BW auf Partnersuche

Nach der gescheiterten KDG-Fusion müssen sich Ish, Kabel BW und Iesy nun nach neuen Partnern umsehen. In Branchenkreisen wird unter anderem über eine Fusion der nordrhein-westfälischen Ish mit Telecolumbus aus Hannover spekuliert. Ish, das nach einer Insolvenz vor zwei Jahren den Gläubigerbanken gehört, versorgt in Nordrhein-Westfalen etwa 4,2 Millionen Fernsehhaushalte. "Telecolumbus wäre einer der möglichen Partner, die für uns interessant sein könnten", erklärte Ish-Chef James Bonsall gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Die Gesellschafter von Kabel BW und Iesy hatten bereits vor etwa einem Jahr über eine Fusion gesprochen, dann aber die Verhandlungen abgebrochen.

 

Textfeld: 4Kabelnetz-Eigentümer in Deutschland

Region	Haushalte	Verkauf zum ...	Käufer/Verhandlungspartner der Kabel Deutschland GmbH	Verkauf von ... (Preis)
Nordrhein-Westfalen	4,2 Mio.	01.07.2000	Callahan Associates International LLC	55%(3,7 Mrd. €)
Hessen	1,3 Mio.	01.07.2000	Klesch & Company Limited	65%(1,4 Mrd. €)
Baden-Württemberg	2,2 Mio.	01.09.2001	Callahan Associates International LLC	60%(1,2 Mrd. €)
		16.07.2003	Private-Equity-Investoren unter der Führung von The Blackstone Group, CDP Capital-Communi-cations und Banc of America Equity Partners	100%(???)
Bayern	2,5 Mio.	01.03.2003	Goldmann Sachs, Apax & Providence	100%(1,75 Mrd. €)
Rheinland-Pfalz, Saarland	1,0 Mio.			
Niedersachsen, Bremen	1,9 Mio.			
Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern	1,6 Mio.			
Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen	1,3 Mio.			
Berlin, Brandenburg	2,0 Mio.