Liberty Media will Decoder verschenken

Zunächst aber soll Netz nur teilweise aufgerüstet werden

 

 

Von Dr. Matthias Kurp, 21.10.2001

 
 

 

 

 

 

 

 


Der amerikanische TV-Kabelnetzbetreiber Liberty Media will Ende kommenden Jahres in Deutschland mit der Abgabe von Gratis-Decodern für das digitale Fernsehen starten.

 

Beim New-Media Gipfel im Rahmen der Medientage München verriet Miranda Curtis, Präsidentin von Liberty Media International, erstmals Einzelheiten der Pläne ihres Unternehmens für die Digitalisierung der Kabelnetze in Deutschland. Im September hatte Liberty Media von der Telekom die TV-Kabel aller Bundesländer mit Ausnahme von Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hessen für 10,7 Milliarden Mark (5,5 Mrd. Euro) übernommen.

Sollte das Bundeskartellamt dem Verkauf zustimmen, will der amerikanische Medienkonzern zusätzlich zu den bestehenden analogen TV-Programmen via TV-Kabel etwa vierzig digitale Programme einspeisen und das Netz für die Internetnutzung, nicht aber für Telefonie aufrüsten. Miranda Curtis erklärte am 19. Oktober in München, ihr Unternehmen wolle in den kommenden Jahren jährlich etwa 0,5 bis 1 Milliarde Euro investieren, um die analogen Kabelnetze zu digitalisieren und rückkanalfähig zu machen. Mit dem Geld sollen unter anderem Decoder finanziert werden, die alle Kabelhaushalte gratis erhalten sollen. Damit entsteht Kirchs Premiere World, dessen Abonnentenzahl bei 2,4 Millionen stagniert, eine große Konkurrenz. Für die Premiere-Decoder müssen die Kunden nämlich entweder Miete oder einen Kaufpreis.

Ü Analoges Kabelangebot soll unangetastet bleiben

Angesichts der zunehmenden Kritik deutscher Free-TV-Programmanbieter erklärte Curtis (Foto), es sei nie geplant gewesen, deutsche Angebote gegen die von amerikanischen Unternehmen zu ersetzen. Die Preise der analogen Programmangebote würden stabil bleiben, versprach Curtis. Für die digitalen Kanäle würde bereits mit zahlreichen deutschen TV- und Film-Unternehmen verhandelt, auch mit Leo Kirch. „Wir sind offen für alles“, sagte Curtis betont höflich und mochte auch eine Beteiligung an Premiere World nicht ausschließen. Angestrebt würde aber auch, am größten deutschen Kabelnetzbetreiber (cirka 10 Millionen Kunden) strategische Minderheitspartner zu beteiligen.

In ganz Deutschland will Liberty Media bis zu 10.000 Arbeitsplätze schaffen. Ob die Zentrale in Berlin oder München entstehen wird, steht noch nicht fest. Auch der neue Markenname des neuen Kabelriesen steht noch nicht fest. Klar sei jedoch, dass das Management aus deutschen Medienexperten rekrutiert werde.