Deutschlands größter Online-Provider T-Online hat im vergangenen Jahr erstmals einen Gewinn erwirtschaftet. Das noch börsennotierte Tochterunternehmen der Telekom AG erzielte bei einem Umsatz von 2,01 Milliarden Euro einen Überschuss nach Steuern von 317 Millionen Euro. Pro Aktie soll eine Dividende von vier Cent gezahlt werden.

Fünf Jahre nach dem Börsengang und voraussichtlich wenige Wochen vor der Verschmelzung mit dem Mutterkonzern Telekom AG verabschiedet sich T-Online mit einem Erfolg vom Börsenparkett, auf den viele Kleinanleger zuvor lange warten mussten. Die Telekom, die zurzeit 88,02 Prozent des Grundkapitals von T-Online besitzt, hatte im Oktober 2004 angekündigt, ihre Internet-Tochter wieder von der Börse nehmen zu wollen. Bis Mitte März soll nun der so genannte Verschmelzungsbericht für T-Online und die Telekom AG vorliegen. Anschließend erfahren die Aktionäre, wie viele T-Aktien sie für jeweils ein T-Online-Wertpapier tauschen können. Bislang haben die beteiligten Unternehmen eine Spanne zwischen 0,45 bis 0,55 Telekom-Aktien je T-Online-Anteilsschein veranschlagt. Vom ursprünglichen Kaufangebot der Telekom, das sich auf 8,99 Euro pro T-Online-Aktie belief, haben bis zum Fristende Anfang Februar Anleger von 172,44 Millionen T-Online-Aktien Gebrauch gemacht. Ursprünglich besaß die Telekom 73,9 Prozent der Anteile an T-Online, während sich knapp 20,4 Prozent im Streubesitz befanden und 5,7 Prozent dem französischen Unternehmen Legardère gehörten.

Ü DSL-Boom als Wachstumsmotor

Ausschlaggebend für das Wachstum bei T-Online waren vor allem die Erfolge im Geschäft mit breitbandigen Internet-Zugängen. So konnte die Zahl der DSL-Kunden um die Hälfte auf 3,6 Millionen gesteigert werden, davon 3,2 Millionen in Deutschland. Auch wenn sich die Bilanzierung bei T-Online geändert hat und Firmenwerte nicht mehr regelmäßig abgeschrieben wurden, zeigten sich Analysten vom Nettogewinn in Höhe von 317 Millionen Euro positiv überrascht. 2003 hatte T-Online noch mit einem Minus von 146 Millionen abgeschlossen. Zum stark verbesserten Ergebnis trug auch bei, dass immer mehr Geld mit kostenpflichtigen Inhalten verdient wird. So konnte der Umsatz pro Kunde um etwa fünf Prozent gesteigert werden. „Der durchschnittliche Umsatz pro Kunde (ARPU – Average Revenue per User) aus festen und nutzungsabhängigen Umsätzen (Blended ARPU) konnte von 14,9 Euro in 2003 auf 15,6 Euro in 2004 verbessert werden“, heißt es stolz in einer Pressemitteilung von T-Online.

 

 

2004

2003

+/– in %

Umsatz

2,01 Mrd. €

1,84 Mrd. €

9,3

Operatives Ergebnis

367,2 Mio. €

245,0 Mio. €

49,9

EBITDA

472,3 Mio. €

317,7 Mio. €

48,7

Ergebnis vor Steuern

490,5 Mio. €

(3,6 Mio. €)

n.a.

Konzernergebnis

317,0 Mio. €

(145,7 Mio. €)

n.a.

Ergebnis je Aktie

0,26 €

(0,12 €)

n.a.

Kunden

13,5 Mio.

13,1 Mio.

3,1

DSL-Kunden

  3,6 Mio.

  2,4 Mio.

50,0

Kunden in Deutschland

11,4 Mio.

10,8 Mio.

5,6

Monatsumsatz pro Kunde

15,6 €

14,9 €

4,7

Als großen Erfolg bezeichnete der neue Vorstandsvorsitzende Rainer Beaujean das Geschäft mit dem Herunterladen von Musik aus dem Internet. Das 2004 gestartete Portal Musicload habe 2004 mehr als 750.000 Kunden registriert, die wiederum mehr als vier Millionen Titel abgerufen hätten. Von Angeboten wie der digitalen Videothek T-Online Vision erwartet das Unternehmen auch weiterhin ein deutliches Umsatzwachstum im On-Demand-Geschäft. Im Rahmen der CeBIT in Hannover will T-Online in der kommenden Woche sein erstes Produkt für die Internet-Telefonie vorstellen.

Ü Endlich Gewinne auch im Ausland

T-Online kann sich inzwischen auch im Ausland behaupten. Das Unternehmen ist in Frankreich (Club Internet), Spanien (Ya.Com), Portugal (Terravista), Österreich (T-Online Österreich) und der Schweiz (T-Online Schweiz) mit Tochtergesellschaften vertreten und konnte dort mit einem um 35 Prozent gestiegenen Auslands-Umsatz (230 Millionen Euro) ein positives Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) von 9 Millionen Euro erzielen. Insgesamt will T-Online als Europas größter Internet-Provider mit seinen etwa 2900 Beschäftigten (davon etwa 800 im Ausland) den Umsatz im kommenden Jahr um 400 bis 600 Millionen Euro steigern.