Der Suchmaschinen-Marktführer Google will weiter wachsen und sich dafür neues Kapital an der Börse besorgen. Von den Gesellschafteranteilen soll aber nur ein Teil als Aktien an der Technologiebörse NASDAQ platziert werden, um etwa 2,7 Milliarden Dollar (2,27 Mrd Euro) einzuspielen. Der Börsenwert des gesamten Unternehmens wird von Experten auf 20 bis 25 Milliarden Dollar geschätzt.

Mit dem Börsengang, der für den Spätsommer oder Herbst geplant ist, zeichnet sich der größte Börsengang eines IT-Unternehmens seit dem Platzen der Internetblase im Jahr 2000 ab. Der Börsengang wird von den US-Investmentbanken Morgan Stanley und Credit Suisse First Boston organisiert. Gesicherte Angaben über den genauen Zeitpunkt des Börsengangs liegen bislang ebenso wenig vor wie Daten für den Preis und die Zahl der zunächst emittierten Aktien. Angekündigt wurde nur, dass der Ausgabepreis der neuen Wertpapiere mittels einer Auktion festgelegt werden soll, was in der Branche bislang als seltenes und unsicheres Verfahren galt. Eine Auktion in diesem Ausmaß hat es noch nie gegeben. Bei der Internet-Abschlagsauktion soll mit einem Höchstpreis begonnen werden, der kontinuierlich sinkt, während Bieter Anteilsmengen ordern können. Der Bieter für die letzte Teilmenge bestimmt schließlich den Preis für alle.

Das 1998 gegründete Unternehmen Google gilt inzwischen bei den Suchmaschinen als unangefochtener Marktführer (4 siehe Artikel Google auf dem Weg zum „Googlepol“?) und weckt bei vielen Anlegern weiterhin Wachstumsphantasien. „Google ist kein konventionelles Unternehmen. Wir haben nicht die Absicht, eines zu werden“, schrieben die beiden Gründer Sergey Brin und Larry Page an künftige Aktionäre. Interessenten sollen Google mitteilen, wie viele Aktien und zu welchem Preis sie haben möchten. Auf Grundlage dieser Daten wird ein Preis festgelegt, zu dem die Papiere zugeteilt werden. Der Emissionspreis hat dadurch am Ende weniger etwas mit dem tatsächlichen Wert des Unternehmens als mit Zukunftsvisionen der Anleger zu tun.

Ü Im ersten Quartal 2004 Gewinn verdoppelt

Um den Einfluss der neuen Anteilseigner auf das Geschäft zu reduzieren, sollen die Aktien in zwei Typen aufgeteilt werden. Papiere der Klasse A erhielten demnach eine Stimme, Titel der Klasse B zehn Stimmen. Das Management hält derzeit etwa 150 Millionen von 234 Millionen B-Aktien, Brin und Page jeweils 38,5 Millionen. Beide würden einen Bruchteil im Zuge des Börsengangs verkaufen, hieß es. Privatpersonen außerhalb der USA würden dabei nicht berücksichtigt, hieß es. Außer den Unternehmensgründern, die zusammen zurzeit etwa 31 Prozent der Anteile besitzen, halten zurzeit auch die Risiko-Kapitalgeber Kleiner Perkins Caufield & Byers und Sequoia Capital sowie der Vorstandsvorsitzende Eric Schmidt Anteile an Google. Gegenüber der US-Börsenaufsicht SEC teilte das Unternehmen mit, 23,9 Millionen Anteile besäßen zurzeit Kleiner Perkins und Sequoia Capital sowie 14,8 Millionen der Firmenchef Eric Schmidt.

Aus dem mehr als 100 Seiten umfassenden Börsenantrag geht hervor, dass Google seinen Gewinn im vergangenen Jahr auf 105,6 Millionen Dollar (88,7 Mio. Euro) steigerte und den Umsatz um fast das Dreifache auf 961,9 Millionen Dollar (808 Mio. Euro) erhöhte. Im ersten Quartal 2004 wurde der Gewinn mit 64 Millionen Dollar sogar mehr als verdoppelt, ebenso der Umsatz mit 390 Millionen Dollar. Die Einnahmen kämen zu 95 Prozent aus der Werbung, meldete Google. Das 1998 gegründete Unternehmen hat 1907 Mitarbeiter, von denen viele Aktienoptionen besitzen, was den Online-Suchdienst schließlich dazu zwang, die Bilanzen zu veröffentlichen und einen Börsengang zu erwägen.

Ü Wettbewerb mit Yahoo und Microsoft  

Google benötigt den Erlös aus dem Börsengang vor allem, um die eigene Marktposition zu festigen oder gar auszudehnen. Der Konkurrent Yahoo hat viel in sein eigenes Suchsystem investiert und die Zusammenarbeit mit Google aufgekündigt. Außerdem drängt auch MSN in das lukrative Geschäft mit dem Suchservice und integrierte seine Suchmaschine in den Onlinedienst MSN. Darüber hinaus plant Microsoft-Gründer Bill Gates umfassende Suchfunktionen im neuen Windows-System „Longhorn“.

Zu den Projekten, mit denen sich Google Marktanteile sichern will, gehört der neue Dienst G-Mail. Dabei sollen Internet-Nutzer kostenlos eine E-Mail-Adresse samt einem Gigabyte Speicherplatz und neuer Verwaltungsinstrumente erhalten. Im Gegenzug aber will Google die E-Mails der Anwender mit thematisch integrierten Werbelinks versehen und muss die elektronische Post deshalb vorher systematisch inhaltlich auswerten. Während Datenschützer vor „gläsernen“ Nutzern warnen, über die Google systematisch Daten sammeln könne, versprechen die G-Mail-Entwickler, das Durchscannen der Inhalte geschehe vollautomatisch und anonym.

Ü In den USA hat sich inzwischen ein Verein namens Google-Watch.org gebildet, der davor warnt, Google sei eine Bedrohung für den Datenschutz.