Gesetz gegen Missbrauch der 0190er-Nummern

Mehr Sicherheit auch bei 0900er-Angeboten, nicht aber bei 0137er-Diensten

 

 

Von Dr. Matthias Kurp, 08.06.2003

 
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Mit einer speziellen Regelung will der Bundestag den Missbrauch von 0190er- und 0900er-Nummern eindämmen. Bei diesen Mehrwertdiensten dürfen Anbieter zurzeit noch so viel kassieren, wie sie wollen – aber nicht mehr lange: Das Berliner Parlament verabschiedete am 5. Juni ein Gesetz, das die Verbraucher vor den Tricks unseriöser Anbieter so genannter „Mehrwertdienste-Rufnummern“ schützen soll.

 

Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben der Freiwilligen Selbstkontrolle der Telefonmehrwertdienste in Deutschland etwa 2,2 Milliarden Euro mit Mehrwert-Telefonnummern verdient. Für einige der Anbieter dürfte der ganz große Boom vorerst vorbei sein: Im Fall der 0190er- und 0900er-Dienste werden die Anrufkosten nämlich künftig auf maximal 2 Euro pro Minute – im Entwurf vom Januar war noch eine Obergrenze von 3 Euro geplant – begrenzt. Außerdem wurden das obligatorische Ansagen der Gebührenhöhe und die Zwangsabschaltung nach einer Verbindungsdauer von sechzig Minuten gesetzlich verankert. Allerdings haben nach dieser Regelung nun auch Call-by-Call-Anbieter mit 0190-Vorwohlnummern ein Problem, da auch ihre Verbindungen nach einer Stunde automatisch abgebrochen werden müssen. Wer gegen diese Regelung verstößt, muss Geldstrafen von bis zu 100.000 Euro zahlen.

 

Während das neue Gesetz für den Bereich der Telefonie noch einigermaßen Sicherheit verspricht, bleibt es im Internet auch weiterhin bei Grauzonen, die von so genannten Webdialern ausgenutzt werden können. Dabei handelt es sich um Programme, die beim normalen Surfen unbemerkt auf die Festplatten der User geladen werden und dann teure kostenpflichtige Datenverbindungen aufbauen, von denen Surfer meist erst dann etwas mitbekommen, wenn sie entsprechende Rechnungen erhalten. Solche Dienste können bis zu 7,50 Euro pro Minute kosten.

 

Das neue Gesetz verpflichtet die Anbieter aber nun voraussichtlich bereits ab Juli immerhin, bei der Bonner Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation (RegTP) sämtlich Inhalte zu hinterlegen, die im Internet als Ton- oder Bilddateien über 0190er-Nummern angeboten werden. Binnen fünf Tagen sollen demnächst alle Telefonnetzbetreiber der RegTP auf Nachfrage mitteilen müssen, wer sich jeweils konkret hinter einer von ihnen vermieteten 0190er- oder 0900er-Nummer verbirgt. Die Mehrwertdiensterufnummern werden von der RegTP auf einer Übersicht im Internet dokumentiert, die online abgefragt werden kann. Auf diese Weise lassen sich die Profiteure von Dialer-Diensten vielleicht bald besser ermitteln.

 

Ü Risiken bleiben auch mit neuem Gesetz

 

Um für mehr Transparenz zu sorgen, hat die RegTP bereits im Mai eine eigene Suchmaschine ins Netz gestellt, die es Telefonkunden ermöglichen soll, Netzbetreiber und Anbieter von 0190er- oder 0900er Diensten ausfindig zu machen. Für eine einmalige Gebühr von 7,73 Euro können Kunden außerdem pauschal sämtliche 0190er-Nummern sperren lassen, die dann auch nicht mehr über alternative Netzbetreiber (Call-by-Call) angewählt werden können. Einen effektiven Schutz bietet auch ein neuer Dialer-Blocker von Conrad-Elektronik. Dabei handelt es sich um einen Hardware-Baustein, der zwischen PC und Telefonsteckdose geschaltet wird und dann nur vom Nutzer ausgewählte Verbindungsarten zulässt.

 

Die neuen Regelungen sollen für den Festnetzbereich bereits im Juli Geltung erlangen. Nach dem Bundestag muss aber erst auch noch der Bundesrat zustimmen. Danach haben die Anbieter von Mobilfunk-Mehrwertdiensten dann allerdings wegen der komplexeren technischen Umsetzung der neuen Regelung noch ein ganzes Jahr Zeit, um die neuen Regelungen in die Praxis umzusetzen. Ungelöst bleibt auch das Problem der 0137er-Nummern: Die eigentlich nur für kostenpflichtige Fernsehabstimmungen vom Handy oder Festnetz reservierten Nummern tauchen immer mehr im Display von Mobiltelefonen auf. Die Opfer erhalten dabei den Hinweis „Anruf in Abwesenheit“. Wer anschließend die Rückruftaste bedient, wird meist viel Geld los...

 

Ü Tipps für den Schutz vor Dialern finden Sie unter dialerschutz.de oder dialerhilfe.de!

 

Ü Als Software gegen Internet-Dialer empfehlen sich die Programme YAW, CapiDog, SmartSurfer oder ConnectionWatch.