Lagadère übernimmt Sportfive
Advent und RTL Group kassieren mehr als 800
Millionen Euro
Von Dr. Matthias Kurp, 20.11.2006
Der Sportrechte-Vermarkter
Sportfive wird komplett vom französischen Mischkonzern Lagadère übernommen. Der
Preis, den der US-Finanzinvestor Advent, die Bertelsmann AG, das Bankhaus
Goldman Sachs sowie beteiligte Manager erhalten, wurde mit insgesamt 865
Millionen Euro angegeben.
Sportfive war im November 2001 von Jean Claude Darmon, dem französischen Pay-TV-Anbieter Canal Plus und der RTL Group
gegründet (4 siehe Artikel Sportfive
als sportiver Fusionsriese) und 2004 zu 75 Prozent an eine Gruppe des
US-Investors Advent verkauft
worden. Zum Konsortium gehörten auch Sportfive-Manager (zehn Prozent) und die
Investment-Bank Goldman Sachs. Der Übernahmepreis wurde damals offiziell mit
etwa 560 Millionen Euro beziffert. Die RTL Group blieb zunächst mit 25 Prozent
Minderheitsgesellschafter (4 siehe Artikel Advent
übernimmt Sportfive-Mehrheit). Nun wollen sich alle Alteigentümer von ihren
Anteilen verabschieden.
Ü
Advent verdreifachte Einsatz
Advent hat nach Berechnungen der Financial Times
sein Bar-Investment nach etwa zweieinhalb Jahren „mehr als verdreifacht“. Die
Übernahme muss noch von den europäischen Kartellbehörden geprüft werden. Die
Sportfive-Transaktion wurde von den Investment-Banken Goldman Sachs und Morgan
Stanley vorbereitet. Lagadère ließ sich von Goetzpartners und dem
Investmenthaus Calyon beraten.
Sportfive vermarktet Sportler wie die Klitschko-Brüder, vor allem aber
etwa 300 Sportvereine. Ungefähr siebzig Prozent des Umsatzes von mehr als einer
halbe Milliarde Euro macht das Unternehmen in Deutschland und betreut unter
anderem die Fußball-Bundesligisten Hertha BSC, Borussia Dortmund, den Hamburger
Sportverein und Eintracht Frankfurt. Sportfive verkauft im Auftrag solcher
Kunden Werbeflächen, TV-Lizenzen oder Sponsorenrechte (Stadion-Namen etc.).
Auch die Fußball-Europameisterschaft 2008 wird vermarktet. Das Ergebnis vor
Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) betrug nach Angaben der Financial
Times Deutschland zuletzt etwa 90 Millionen Euro.
Ü
Attraktive Sportrechte-Verwertung
Der französische Mischkonzern Lagadère hatte im Frühjahr seine
Beteiligung am europäischen Luft- und Raumfahrtunternehmen EADS reduziert und
für einen Anteil von 7,5 Prozent knapp zwei Milliarden Euro kassiert. Nun soll
das Geld offenbar vor allem im Medienbereich angelegt werden. Lagadère besitzt
unter anderem den weltweit größten Zeitschriftenverlag Hachette Filipacchi Médias („Elle“, „Paris
Match“, „Marie Claire“) sowie Buchverlage und einen 20-Prozent-Anteil am
Pay-TV-Programm Canal Plus. Konzernchef Arnaud Lagadère, der 2003 das
Geschäft von seinem Vater übernahm, setzt insbesondere auf die
Sportrechte-Verwertung für Online- und Mobilfunk-Angebote.
Lagadère setzte
sich in einem Bieterverfahren unter anderen gegen die britische Werbe- und
Marketinggruppe WPP, den französischen Investor Robert Louis-Dreyfus und den
russischen Öl-Milliardär Leonard Blavatnik durch. Gegen Louis-Dreyfus und
Blavatnik hatte offenbar die europäische Fußball-Union Uefa Vorbehalte und
damit gedroht, aus dem Vermarktungsvertrag für die EM 2008 auszusteigen.
Deshalb kam Lagadère zum Zug, obwohl andere Interessenten offenbar mehr geboten
hatten.