Fußball-Rechte so teuer wie nie zuvor
In Frankreich und England aber muss noch mehr
gezahlt werden
Von Dr. Matthias Kurp, 11.08.2006
Noch nie waren
TV-Sportrechte für Fußballspiele so teuer wie in dieser Saison. Im
internationalen Vergleich aber liegen die Preise in Deutschland noch niedrig.
In Frankreich oder England wird mehr gezahlt. Zur Refinanzierung setzt die
Branche aufs Pay-TV und auf Einnahmen durch (Wett-)Werbung.
Die Vereine der deutschen
Fußball-Bundesliga kassieren in dieser Saison so viele Fernsehgelder wie nie
zuvor. Der neue Medienvertrag steigert die Einnahmen der Clubs aus der ersten
und zweiten Bundesliga im Vergleich zur vergangenen Spielzeit (302 Millionen
Euro) insgesamt um 42 Prozent auf die Rekordsumme von 430 Millionen Euro.
Die Verteilung der TV-Gelder auf
die einzelnen Vereine erfolgt nach einer komplizierten Formel, die das
sportliche Abschneiden während dreier Jahre berücksichtigt. Danach erhält der
deutsche Meister etwa 5,8 Prozent aus der Inlandsvermarktung, der
Tabellenletzte der ersten Liga nur 2,9 Prozent. Sollte etwa der FC Bayern
München in dieser Spielzeit so erfolgreich abschneiden wie in der vergangenen
Saison, würde der Verein seine Einnahmen um 73 Prozent auf 28 Millionen Euro
steigern, rechneten zum Saisonstart die Unternehmensberater von Ernst &
Young vor. Werder Bremen könnte nach dieser Modellrechnung als erneuter
Vizemeister 68 Prozent mehr einnehmen (26 Millionen Euro), Eintracht Frankfurt
immerhin 35 Prozent mehr Geld (14,5 Millionen Euro) erhalten.
Im Internationalen Vergleich
aber schneidet die Deutsche Fußball Liga (DFL) eher
bescheiden ab: Zum Beispiel kann die britische F.A. Premier League in der
aktuellen Spielzeit mit 710 Millionen Euro rechnen, in der Saison 2007/08 sogar
mit einer Milliarde Euro. In die französische Ligue 1 fließen mindestens 600
Millionen Euro Fernsehgelder. In Spanien und Italien vermarkten sich die
Vereine dezentral. So winkt etwa dem Champions-League-Gewinner FC Barcelona mit
125 Millionen Euro in den kommenden beiden Jahren fast die vierfache Summe wie
der FC Bayern München.
Spitzenreiter sind deutsche
Fußballclubs im internationalen Vergleich hingegen beim Trikotsponsoring. Nach
Angaben der Kölner Agentur Sport + Markt erhalten die Bundesliga-Vereine in
dieser Saison insgesamt 94,6 Millionen Euro für die auf den Trikots platzierten
Markennamen. Ohne die ausführliche Fußball-Berichterstattung im Fernsehen wäre
diese Summe undenkbar – das gilt natürlich auch für die Einnahmen durch
Bandenwerbung. Während die Nettowerbeeinnahmen der Fernsehbranche im
vergangenen Jahr mehr als 15 Prozent unter dem Niveau des Boomjahres 2000
lagen, konnten die Clubs der Deutsche Fußball Liga ihre Werbeerträge seitdem um
mehr als achtzig Prozent steigern. Ab der kommenden Spielzeit wird sogar das
Namensrecht vermarktet. Nachdem die Telekom AG
einen zweistelligen Millionenbetrag geboten hat, wird die Bundesliga demnächst
unter dem Namen T-Com-Liga firmieren.
Wer die DFL-Spiele live sehen
will, muss seit August pro Monat monatlich mindestens 14,90 Euro (plus
Kabelgebühr bzw. Bereitstellungsgebühr) an das neue Pay-TV-Unternehmen Arena Sport Rechte und Marketing GmbH
überweisen. Das Tochterunternehmen des Kabelnetzbetreibers Unity Media (Ish, Iesy) lässt sich die Rechte
etwa 240 Millionen Euro pro Saison kosten und will bis zum Jahresende etwa eine
Million zahlende Zuschauer gewinnen. Ende August verzeichnete Arena nach
eigenen Angaben etwa 800.000 Abonnenten. 376.000 dieser Kunden waren
TV-Haushalte in den Verbreitungsgebieten der Kabel Deutschland GmbH (KDG) und von Kabel Baden Württemberg
(Kabel BW). Beide Netzbetreiber übernehmen
das Arena-Programm. Um aus den roten Zahlen zu kommen, benötige das Unternehmen
etwa 2,5 Millionen Abonnenten, sagte Unity-Chef Parm Sandhu Ende August.
Für die Übertragung der
Bundesliga-Paarungen im Free-TV stiegen die Rechte-Kosten auch für die ARD im
Vergleich zur Vorsaison um mehr als ein Viertel. Um die steigenden Summen für
die Sportrechte zu refinanzieren, müssen die ARD-Werbekunden für Spots während
der Sportschau nun höhere Preise zahlen als früher. Dreißig Sekunden Werbung
kosten während der Sendung zwischen 15.000 und 55.800 Euro, Solo-Spots jenseits
der Werbeblöcke sogar bis zu 64.350 Euro.
Die ARD zahlt
mehr als achtzig Millionen Euro pro Saison an die DFL, das ZDF etwa dreißig Millionen und DSF ungefähr 25 Millionen Euro. Sportrechte
werden immer teurer, die Ware Sport aber lässt sich nicht nur im Programm,
sondern auch in den Werbeblöcken gut verkaufen. So machen etwa die Werbespots
von Sportwetten- und Pokerfirmen allein beim DSF etwa 15 Prozent der
Werbeeinnahmen aus. Kein Wunder, dass der Verband Privater Rundfunk und
Telekommunikation (VPRT) darauf drängt, weder
Sportwetten privater Anbieter noch die Werbung dafür dürften verboten werden.
Die Ministerpräsidenten der Bundesländer hingegen wollen private Wettanbieter
völlig verbieten.
1 siehe auch Artikel „Arena“
sicherte sich Netze, Team und Geld