Die ProSiebenSat.1 Media AG hat
– wie geplant – komplett die Euvia AG mit den Programmen Neun live und
Sonnenklar TV übernommen. Stimmen Medienaufsicht und Wettbewerbshüter zu,
nähert sich Deutschlands größte TV-Senderfamilie wieder der 25-Prozent-Marke
bei den Zuschauer-Marktanteilen. Außerdem soll die Abhängigkeit von der
Werbewirtschaft gesenkt werden.
Die ProSiebenSat.1 Media AG teilte am
22. März mit, das Unternehmen erwerbe die verbliebenen 51,6 Prozent der Euvia Media AG für 155 Millionen Euro,
der Kaufpreis verringere sich aber um 40 Millionen Euro durch Barmittel in der
Bilanz von Euvia. ProSiebenSat.1 war zuvor bereits mit 48,4 Prozent der
Gesellschafteranteile an der Euvia Media AG beteiligt. Das Münchner Unternehmen
hat sich mit den Programmen Neun live und
Sonnenklar TV auf so genanntes
Transaktionsfernsehen spezialisiert. Dabei fließen die meisten Erlöse aus
Entgelten von Zuschauer-Anrufen bei Quiz-Sendungen oder aus Provisionen für
vermittelte Urlaubsreisen. Eine Firmensprecherin der ProSiebenSat.1 Media AG
teilte mit, durch die komplette Übernahme von Euvia steige der Anteil
werbeunabhängiger Einnahmen der Sendergruppe auf etwa zehn Prozent. Bis 2007/2008 soll dieser
Anteil auf etwa 14 Prozent wachsen.
Ü 28,2
Millionen Euro Gewinn
Euvia setzte im vergangenen Jahr 102,4
Millionen Euro um und erzielte einen operativen Gewinn von 28,2 Millionen Euro.
48,6 Prozent der Anteile, die nun übernommen werden, stammen vom
US-Medienunternehmer Barry Diller (IAC/InterActiveCorp, Home
Shopping Network GmbH), drei Prozent kommen von Euvia-Chefin
Christiane zu Salm, die weiterhin Euvia-Chefin bleiben soll. Zu Salm, die zuvor
MTV in Deutschland aufgebaut hatte, brachte den Spiel- und Quizsender Neun Live
in nur dreieinhalb Jahren dank der Telefongebühren von ratefreudigen Zuschauern
deutlich in die Gewinnzone. Dabei musste sie mit 150 Millionen Euro Schulden
eine riesige Hypothek vom Neun-Live-Vorgänger tm3 (Ende August 2001 umgewidmet)
übernehmen.
Ü Euvia 320
Millionen Euro wert
Der von
ProSiebenSat.1 gezahlte relativ hohe Kaufpreis bedeutet umgerechnet auf alle
Anteile, dass die Euvia Media AG einen Gesamtwert von 320 Millionen Euro haben
müsste, was dem Dreifachen des Umsatzes entspricht. Euvia
Media beschäftigt in ihren Tochter- und Beteiligungsgesellschaften nach eigenen
Angaben mehr als 200 Mitarbeiter. Während Neun live bereits wenige Monate nach
dem Start einen operativen Quartalsgewinn auswies, macht Sonnenklar TV noch
immer Verluste. Das soll sich demnächst dank einer stärkeren Verzahnung mit dem
Internet ändern, versprach Christiane zu Salm. „Wir sind Marktmacher und Marktführer für
Transaktionsfernsehen und haben mit unseren Sendern neue, werbeunabhängige
Finanzierungsquellen erschlossen“, so Christiane zu Salm. „Diesen Märkten
gehört die Zukunft. Damit passt die Euvia Media hervorragend in die
Diversifikationsstrategie der ProSiebenSat.1 Media AG.“ Der Umsatz der
ProSiebenSat.1-Gruppe dürfte in diesem Jahr zum ersten Mal seit 2001 wieder
etwa die 2-Milliarden-Euro-Grenze erreichen.
Ü Siehe auch folgenden Artikel:
1 ProSiebenSat.1
Media meldet Rekord-Gewinn (22.02.2005)