Noch vor dem Ende der Olympischen
Spiele in Athen haben bereits Diskussionen über die Verwertung der
Fernsehrechte für die Winterspiele 2006 in Turin und die Sommerspiele 2008 in
Peking begonnen. Einiger Politiker drängen ARD und ZDF zur Weitergabe von
Teilrechten an die privatwirtschaftliche Konkurrenz. Das jedoch scheint
unwahrscheinlich.
ZDF-Intendant Markus Schächter erklärte am 20. August im Rahmen eines Besuches in Athen, er sei durchaus bereit, erworbene Olympia-Rechte „teilweise an Privatsender weiterzugeben“. Über ihre Mitgliedschaft bei der Europäische Rundfunk-Union (EBU) konnten sich ARD und ZDF zwar im Juni die Fernsehrechte an den Olympischen Spielen bis 2012 sichern (4 siehe Artikel Olympisches Tauziehen um TV-Rechte und Öffentlich-rechtlicher Olympia-Sieg), mussten sich aber verpflichten, gegebenenfalls Sublizenzen an andere TV-Programmanbieter zu vergeben. Andernfalls hätten die Wettbewerbshüter der EU-Kommission den Vertrag zwischen der EBU und dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) als Einkaufskartell verbieten müssen.
Ü
CSU will Gebührenzahler entlasten
Für die Rechte an den
Sommerspielen in Athen hatten ARD und ZDF etwa 73 Millionen Euro zahlen müssen,
für die Senderechte 2006/08 wird die Summe ungefähr 115 Millionen Euro
betragen. Angesichts dieser Zahlen hatte zunächst der Ministerpräsident von
Bayern, Edmund Stoiber (CSU), die Weitergabe von Teilrechten an private
Anbieter gefordert. Bayerns Medienminister Erwind Huber assistierte, die Spiele
in Athen müssten die letzten sein, „die auf Kosten der Gebührenzahler nur von
ARD und ZDF ausgestrahlt werden“.
In Athen hatten ARD und ZDF
viele der 301 Medaillenentscheidungen nur zeitversetzt und gekürzt ausstrahlen
können. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD), der
zugleich Chef der Rundfunkkommission der Länder ist, argumentierte, durch eine
Aufteilung könnten die Zuschauer „noch besser als bisher die sportlichen
Disziplinen in ihrer gesamten Breite“ verfolgen.
Ü
ZDF warnt vor dem „Rosinenpicken“
ZDF-Intendant Schächter
erklärte, Voraussetzung für Verhandlungen mit privatwirtschaftlichen
Wettbewerbern sei eine „faire und sachorientierte Diskussion“. Per
ZDF-Presseerklärung ließ sich Schächter zitieren: „Eine Disziplin ‚Rosinen
picken’ nach dem Motto: die populären Sportarten fürs Kommerzfernsehen, der
Randsport für die Öffentlich-Rechtlichen wird es mit mir nicht geben.“ RTL hatte zuvor Interesse an exklusiven
TV-Rechten einzelner Olympia-Disziplinen wie Schwimmen, Leitathletik oder
Rudern signalisiert.
Der Intendant des Südwestrundfunk,
Peter Voß, forderte am 26. August die Politik auf, sich nicht weiter in die
Verhandlungen über die Weitergabe von Übertragungsrechten einzumischen. Der
Druck, der besonders aus Bayern komme, so wehrte sich Voß, habe wohl weniger
mit der Sorge um den Gebührenzahler und sehr viel mehr mit der
Interessenpolitik zu tun: „Offenkundig möchte man uns zugunsten von Herrn Saban
und Herrn Kofler weich klopfen, aber das wird nicht funktionieren.“
Ü
RTL wünscht sich Exklusivrechte
Bereits für die Olympischen
Spiele in Athen waren den privaten Anbietern von TV-Programmen Angebote zur
Übernahme von Senderechten gemacht worden. Demnach sollten – wenn auch nicht
exklusiv – täglich drei Stunden lang Live-Bilder gezeigt werden können oder
Zusammenfassungen am Abend. RTL, Sat.1 & Co. aber entschieden sich
schließlich nur für einige Nachverwertungsrechte, um Ausschnitte in den
Nachrichten zeigen zu können.
Die RTL-Forderung nach einer
exklusiven Übertragung kompletter Olympia-Wettkämpfe einzelner Sportarten
scheint auch für die Winterspiele 2006 oder die Sommerspiele 2008 wenig
Aussicht auf Erfolg zu haben. EBU-Verwaltungsratsmitglied Peter Voß und
WDR-Intendant Fritz Pleitgen wiesen am 27. August darauf hin, dass laut
IOC-Vertrag die Rechte an einzelnen Wettbewerben nicht exklusiv an Dritte
weitergegeben werden dürften. Pleitgen ist zugleich Vize-Präsident der EBU und
erläuterte, möglich sei nur die Weitergabe von Rechten zur Parallelausstrahlung
im Pay- oder Free-TV sowie von Zusammenfassungen und der Weiterverkauf von
Multimediarechten. Das deutsche IOC-Mitglied Thomas Bach bestätigte diese
Klausel und betonte, das IOC werde auf die strikte Einhaltung der
Vertragsbedingungen achten.
Ü
Fußball-WM nicht Modell ungeeignet
Wie eine Rechte-Aufteilung bei Sport-Großereignissen
funktionieren kann, soll die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland
zeigen. Dann werden Spiele nicht nur bei ARD und ZDF zu sehen sein, sondern
auch bei RTL und vermutlich bei Premiere.
Während sich die öffentlich-rechtlichen Anbieter 48 von 64 Paarungen sicherten,
zeigt RTL sonntags acht Partien, jeweils kombiniert mit Formel-1-Übertragungen.
Für die Olympischen Spiele aber lässt sich dieses Modell nicht kopieren, weil
viele Sportarten im Vergleich zum Fußball als deutlich weniger attraktiv
gelten. Außerdem ist die Refinanzierung über Werbung schwieriger, weil das IOC
zum Beispiel die Auswahl von Sponsoren einschränkt, um die eigenen
Olympia-Werbepartner zu unterstützen.