Die Viva Media AG hat im vergangenen Jahr einen
Betriebsverlust von 4,4 Millionen Euro gemacht (Ebita, Nettogewinn vor Zinsen,
Steuern und Abschreibungen) und ist damit wieder in die roten Zahlen gerutscht
(Ebita 2002: 26 Mio. Euro). Schuld an der schlechten Bilanz ist vor allem das
Kerngeschäft mit dem Musikfernsehen. Das Viva-Tochterunternehmen Brainpool
hingegen ist mit seinen TV-Produktionen inzwischen in der Gewinnzone.
Wie
das Kölner Unternehmen am 30. März mitteilte, konnte der Umsatz der Viva Media AG um 800.000 Euro auf etwa 113,8 Millionen Euro
gesteigert werden. Als Grund für das negative Ergebnis trotz gestiegener
Umsätze und Kostenreduzierungen beim Personal (Abbau von 68 Stellen) nannte
Viva eine Rückstellung von 6,4
Millionen Euro „für die Kaufpreisanpassung im Zusammenhang mit Viva Plus“. Im
Jahr davor hatte der im Januar 2002 gemeinsam mit Time Warner gegründete Musikkanal noch
einen Sonderertrag von knapp 30
Millionen Euro zum positiven Ergebnis beigetragen, der aus der einmaligen
Kaufpreiszahlung des US-Medienkonzerns für den 49-prozentigen Anteil an Viva
plus resultierte (4 siehe Artikel Viva
mit Gewinn und Expansionsdrang).
Ü
Musik-TV-Verluste höher als Brainpool-Gewinne
Die 2001 realisierte Übernahme des TV-Produktionsunternehmens Brainpool scheint inzwischen verdaut: Mit Formaten wie „TV Total“, „Der Bachelor“, „Ladykracher“ oder „Rent
a Pocher“ erwirtschaftete Brainpool 2003 einen Jahresüberschuss von 2,4
Millionen Euro (2002: minus 12,6 Millionen Euro) und steuerte mit 53 Prozent
erstmals mehr zum Gesamtumsatz bei als die Werbeeinnahmen von Viva, Viva plus und
den ausländischen Viva-Ablegern (v.a. Polen, Ungarn, Niederlande, Schweiz). Der
Dreijahresvertrag für die Sat-1-Show „Anke Late Night“ und die Verlängerung von
Stefan Raabs „TV Total“ bis Ende 2005 sollen auch in diesem Jahr bei Brainpool
für Wachstum sorgen. Im Bereich des Musikfernsehens hingegen sank der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr von 56,0 Millionen auf 53,4
Millionen Euro. Vor allem der operative Verlust von 14 Millionen Euro aus
diesem Bereich sorgte dafür, dass Vivas Ergebnis pro Aktie auf minus 1,73 Euro
sank (2002: plus 4 Cent).
Insgesamt gelang im Segment TV-Produktion (Brainpool) eine Ebit-Steigerung
auf 9,7 Millionen Euro (2002: -1,5 Millionen), während das operative Ergebnis
im Bereich Musik-TV ein Ebita von minus 14,1 Millionen Euro (2002: 28,5
Millionen Euro) bescherte. Gründe für die Krise im Musikfernsehen sind
einerseits die rückläufigen Werbeeinnahmen und andererseits die sinkenden Investitionen
der stark gebeutelten Tonträgerbranche in neue Videos. Vor drei Jahren wurden
etwa doppelt so viele Clips wie heute produziert, die außerdem weitaus
aufwendiger gestaltet waren. Die Durchschnittskosten pro Videoclip sanken
innerhalb weniger Jahre von etwa 60.000 auf durchschnittlich nur noch 30.000
Euro. Mit der sinkenden Quantität und Qualität der gelieferten Videoware
ergeben sich beim Publikum auf Dauer zwangsläufig Akzeptanzprobleme.
Ü
Spekulationen über neue Gesellschafter
Die Eigenkapitalquote von Viva schrumpfte im vergangenen Jahr von
81 auf 71 Prozent. Gleichzeitig aber konnten die Bankverbindlichkeiten von 983
auf 4 Millionen Euro reduziert werden. Das Programmvermögen wird in der Bilanz
mit knapp 1,4 Milliarde Euro angegeben. Zu Gerüchten, der MTV-Mutterkonzern Viacom und Haim Saban würden zurzeit mit dem
Viva-Hauptaktionär Time Warner über den Kauf von Viva-Aktien verhandeln, äußern
sich die Beteiligten weiterhin nicht.
Was mit Viva Plus
als Multimedia-Plattform ursprünglich geplant war, erlebt jetzt mit einiger
Verzögerung bei Viva eine Renaissance: In diesem Jahr soll der Anteil von Erlösen
via Telefonie, SMS und Internet auf 6 bis 7 Prozent steigen (2003: 5 Prozent).
In einigen Jahren dann könnten, so hofft Viva-Chef und -Gesellschafter Dieter
Gorny, interaktive Applikationen ein Zehntel zum Gesamtumsatz beisteuern. Nach
dem Vorbild von MTV will demnächst auch Viva eigene Handy-Klingeltöne
vermarkten.
Ü Hier
finden Sie den kompletten Geschäftsbericht
der Viva Media AG 2003.
Ü
Buchtipp Musikfernsehen in
Deutschland.