Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat eine Entscheidung über den ARD und ZDF haben sich am 17. Mai das exklusive Recht zur Live-Übertragung von mindestens 48 der insgesamt 64 Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland gesichert. Der Vertrag sei zu einem Preis abgeschlossen worden, der „deutlich unter den ursprünglichen Vorstellungen der Rechteinhaber geblieben“ sei, teilte die ARD mit.

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea berichteten die öffentlich-rechtlichen Anstalten nur über 25 Spiele live. Die meisten Begegnungen waren nur für die Abonnenten des Pay-TV-Programms Premiere live zu sehen. Darüber hinaus gab es Zusammenfassungen zwar bei Sat.1, allerdings jeweils erst mehrere Stunden nach Abpfiff der Spiele. ARD/ZDF hatten 2002 für das Rechte-Paket etwa 130 Millionen Euro gezahlt (4 siehe Artikel ARD, ZDF, die WM und die Folgen) und unterschrieben schon damals eine Klausel, die dem Sportrechte-Vermarkter (damals Kirch, heute Infront) bei einer Einigung für 2006 sofort nach einem Vertragsabschluss eine Rate von 50 Millionen Euro garantierte.

Ü Mehr Live-Berichte als 2002

Bei der WM in Deutschland soll deutlich mehr übertragen werden als noch vor vier Jahren. Der Vertrag, den der ARD-Vorsitzende Jobst Plog, ZDF-Intendant Markus Schächter und Robert Louis-Dreyfus als Vertreter (und Gesellschafter) des Rechteinhabers Infront in München unterschrieben, räumt ARD und ZDF das exklusive Recht zur Live-Übertragung von 48 oder 49 der insgesamt 64 Spiele der Fußball-WM (9. Juni bis zum 9. Juli 2006) ein.

Gezeigt werden alle Begegnungen der deutschen Nationalelf (maximal sieben Spiele), das Eröffnungsspiel, alle Viertelfinal- sowie die beiden Halbfinalbegegnungen, das Spiel um den dritten Platz und das Endspiel. Ihre Ausstrahlung im Free-TV ergibt sich bereits aus den Regelungen des Rundfunkstaatsvertrages. Sicher ist die öffentlich-rechtliche Übertragung von 48 WM-Paarungen. Das 49. Spiel würde dann bei ARD oder ZDF gezeigt, heißt es in einer öffentlich-rechtlichen Presseerklärung, „wenn die deutschen Mannschaft an einem Sonntag des 2. Gruppenspieltags oder an einem Sonntag des Achtelfinales dabei sein sollte.“ Der Vertragsabschluss steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Aufsichtsgremien von ARD und ZDF sowie von Infront.

Ü Spiele auch bei RTL oder Premiere?

Nach Informationen des Sportinformationsdienstes zahlen die öffentlich-rechtlichen Anstalten Infront zusätzlich zu den 50 Millionen Euro, die bereits 2001 vereinbart worden waren, zwischen 170 und 180 Millionen Euro. Infront soll ursprünglich 280 Millionen Euro für alle Paarungen gefordert haben. Über die genauen Vertragssummen wurde allerdings nichts mitgeteilt. ARD und ZDF wollen die Kosten für die Übertragungsrechte aus den normalen Sportrechte-Etats finanzieren und haben deshalb offenbar auf einen Teil der Spiele aus wirtschaftlichen Gründen verzichtet. In jedem Fall aber wollen die öffentlich-rechtlichen Sportredaktionen auch Zusammenfassungen von den WM-Begegnungen präsentieren, die sie nicht live übertragen. Die Live-Berichterstattung über diese Partien soll auch kommerziellen Anbietern – in acht Fällen vermutlich RTL, in den übrigen wahrscheinlich Premiere – offen stehen.

Dadurch, dass die Spiele voraussichtlich mit privaten Sendern geteilt werden, entlasten wir den Gebührenzahler“, erklärte ZDF-Intendant Schächter. Die vom bayerischen Ministerpräsidenten Stoiber geforderte Kooperation mit privatwirtschaftlichen Programmanbietern wird es nicht geben. „Eine Einkaufsgemeinschaft haben wir immer abgelehnt, nicht nur aus kartellrechtlichen Gründen“, sagte der ARD-Vorsitzende Jobst Plog. „Der Rechteinhaber ist Infront – dessen Sache sind die Verhandlungen mit anderen, nicht unsere.“

4 Siehe auch folgende Artikel:

         1  ARD, ZDF, die WM und die Folgen (05.06.2001)

         1  Kirch, ARD & ZDF endlich im Finale (10.05.2001)

         1  WM-Rechte als teures Vergnügen für ARD & ZDF (05.04.2001)

         1  ARD & ZDF verlieren (vorerst?) WM-Rechte (21.02.2001)

         1  Wer gewinnt Poker um WM-Rechte (19.02.2001)