Die ARD hat
sich mit der Schweizer Sportrechteagentur Infront auf einen Kauf der TV-Rechte für
die Fußball-Bundesliga geeinigt. Die Vereinbarung umfasst Zusammenfassungen der
sieben Samstagspiele sowie zwei Live-Übertragungen pro Saison. Die
Zusammenfassungen der beiden Sonntagsspiele werden jeweils vom Deutschen
Sportfernsehen (DSF) gezeigt. Das ZDF hatte sich im Laufe der Woche aus dem
Verhandlungspoker verabschiedet.
Ab August werden
die wichtigsten Szenen der Bundesliga-Paarungen nach sechzehn Jahren Abstinenz
wieder samstags – für das Free TV exklusiv – in der Sportschau der ARD
zu sehen sein. Von 18.10 bis 19.40 Uhr sollen Reinhold Beckmann und Gerhard
Delling aus dem Kölner WDR-Studio eine
kompakte Zusammenfassung der Paarungen bieten. „Nach harten Verhandlungen sind wir zu einem
fairen Ergebnis gekommen“, fasste der ARD-Vorsitzende Jobst Plog das
Vertragswerk zusammen. „Die ARD zahlt deutlich weniger für die
Highlight-Berichterstattung als bislang Sat.1“, erklärte Plog. Festgelegt
wurden etwas mehr als 45 Millionen Euro pro Spielzeit. Der Vertrag gilt
zunächst für die kommende Saison, beinhaltet aber eine Option zur Verlängerung
bis einschließlich 2005/2006.
Ü
ARD zahlt ca. 45 Mio. € für Erstverwertung
Für die
Erstverwertung hat der Bundesliga-Rechte hat die ARD nach eigenen Angaben etwa
45 Millionen Euro gezahlt. Hinzu kommen etwa 15 Millionen Euro für Zweit- und
Drittverwertungsrechte der sieben Samstagsspiele. Letztmals besaß die ARD
1987/88 die Erstverwertung. In der vergangenen
Spielzeit hatte Sat.1 für die Erstverwertung
im Free-TV an Infront Sports Media AG
80 Millionen Euro zahlen müssen. SWR-Intendant
Peter
Voss hatte am 23. Juni während des Kölner medienforum.nrw erklärt, die
ARD-Werbetochtergesellschaft Sales & Services habe kalkuliert, dass der von
der ARD zu zahlende Preis über Einnahmen aus Werbung und Sponsoring „in etwa“
zu decken sei. Eine Finanzierungslücke von höchstens 5 Millionen Euro müsse
gegebenenfalls durch den Verzicht auf andere Fußball-Rechte gedeckt werden.
Nach Angaben aus Branchenkreisen soll das DSF für die beiden Sonntagsspiele etwa 10 bis 11
Millionen Euro zahlen. Das Konzept für den Sonntag mit Zusammenfassungen von
der 2. Liga und den anschließenden Berichten der 1. Liga stehe, teilte DSF-Chef
Rainer Hüther mit. Einzelheiten dazu aber wurden noch nicht genannt. Der Bezahlsender Premiere
zahlt für die Live-Übertragung aller Spiele 150 Mio. Euro. Das ZDF hatte sich am Donnerstag aus dem
Bieterverfahren zurückgezogen,
nachdem Deutsche Fußballliga und vor allem Deutscher Fußballbund die vom ZDF
verlangte Vorverlegung der Sonntagsspiele nicht genehmigten, um das
Zuschauerinteresse an den Paarungen der unteren Ligen nicht zu gefährden. Sat.1
wollte für die Fußballrechte nur 40 Millionen Euro zahlen und hatte deshalb im
Bieterwettstreit keine Chance. Der Programmanbieter machte nach eigenen Angaben
in der vergangenen Saison mit der Bundesliga etwa 50 Millionen Euro Verlust.
Daran änderten auch die vier Werbeblöcke nichts, von denen die Sendung „ran“
unterbrochen wurde.
Ü
Sportschau demnächst mit zwei Werbeblöcken
Die ARD will mit zwei Werbeblöcken auskommen, versprach Jobst
Plog. Hinzu kämen Einsparungen durch den Wegfall von Sendungen, an deren Stelle
künftig die Sportschau rücken soll. Sat.1 hatte in der vergangenen Spielzeit
nach eigenen Angaben etwa 15 Millionen Euro für die Produktion der
Bundesliga-Berichterstattung ausgegeben. Die ARD will dies – vor allem dank
eigener Kapazitäten – deutlich preiswerter realisieren. Einnahmen sollen auch
durch das Weiterreichen von Fußballrechten erzielt werden. ARD-Chef Plog
erklärte, Interessenten hätten sich bereits gemeldet.
Zwischen 1991 und 2001 (Ý siehe Grafik) hatte sich der Wert der Bundesliga-Fernsehrechte in Deutschland mehr als verzwölffacht (Þ siehe Tabelle), war im Zuge der Kirch-Krise dann aber in der vergangenen Spielzeit von 380 Millionen auf 290 Millionen Euro gesenkt worden. Diese 290 Millionen Euro dürfte Infront in der kommenden Spielzeit nicht mehr refinanziert bekommen. Im Vergleich zur abgelaufenen Saison wird Infront etwa 30 Prozent weniger aus der Erstverwertung im frei empfangbaren Fernsehen einnehmen. Statt 80 Millionen Euro von Sat.1 in der Saison 2002/2003 zahlen ARD und DSF zusammen nur etwa 56 Millionen Euro. Damit kommt der Sportrechte-Vermarkter Infront in Bedrängnis kommt und dürfte mit der Bundesliga in der kommenden Saison etwa 25 Millionen Euro Verlust machen. Die ARD will für die Rechte in den folgenden beiden Spielzeiten nur dann mehr zahlen, wenn dies die Werbeeinnahmen zulassen. Andernfalls muss Infront einen anderen Vertragspartner suchen oder wegen der mit der Deutschen Fußballliga vereinbarten Garantiesumme von 290 Millionen Euro mit weiteren Verlusten rechnen. Vor der Kirch-Pleite war für die kommende Spielzeit sogar noch eine Summe von 460 Millionen Euro ausgehandelt worden. Solche Summen aber lassen sich am Markt zurzeit nicht mehr realisieren.
Ü Entwicklung der
Rechte-Kosten seit 1965
|
Rechte-Erwerber |
Rechte-Preis |
Programm |
1965-1969 |
ARD/ZDF |
0,33 Mio. € |
ARD + ZDF |
1969-1974 |
ARD/ZDF |
1,33 Mio. € |
ARD + ZDF |
1974-1978 |
ARD/ZDF |
2,25 Mio. € |
ARD + ZDF |
1978-1983 |
ARD/ZDF |
3,44 Mio. € |
ARD + ZDF |
1983-1988 |
ARD/ZDF |
4,09 Mio. € |
ARD + ZDF |
1988-1991 |
Ufa |
20,25 Mio. € |
RTL |
1991-1994 |
Ufa |
40,90 Mio. € |
RTL + Premiere |
1994-1999 |
ISPR |
112,48 Mio. € |
Sat.1 + Premiere |
1999-2000 |
ISPR+Ufa |
168,73 Mio. € |
Sat.1 + Premiere |
2000-2001 |
KirchGruppe |
355,00 Mio. € |
Sat.1 + Premiere |
2001-2002 |
KirchGruppe |
328,00
Mio. € |
Sat.1 + Premiere |
2002-2003 |
KirchSport |
290,00 Mio. € |
Sat.1 + Premiere |
2003-2004 |
Infront |
290,99
Mio. € |
ARD + DSF + Premiere |
Ü Siehe auch Artikel 1 Sat.1
sichert sich Champions League