Mit der Deutschen SportFernsehen GmbH wollen Kirchs Gläubigerbanken nun auch den letzten TV-Programmanbieter aus der einst so mächtigen Münchener Senderfamilie verkaufen. Als Käufer steht ein Konsortium unter Führung des Kaufhaus-Konzerns Karstadt-Quelle bereit. Die Übernahme soll bereits per Handschlag besiegelt worden sein. Noch aber macht Haim Saban ein Vorkaufsrecht geltend.
Bereits am 11. April sollen sich Kirchs Insolvenzverwalter und der Kaufhauskonzern Karstadt-Quelle handelseinig geworden sein: Außer für das Programm DSF erhielten die Manager von Deutschlands fünftgrößtem Warenhaus auch den Zuschlag für das Internetportal Sport 1 und den für Sport-Übertragungen zuständigen Technik-Dienstleister Plazamedia. Für Karstadt-Quelle wäre der Einstieg beim DSF die zweite direkte Medienbeteiligung. Der Konzern hält bereits etwa 10 Prozent an der Home Shopping Europe AG.
Karstadt-Quelle-Chef Wolfgang
Urban nannte als Preis für die DSF-Übernahme einen „niedrigen zweistelligen
Millionenbetrag“ bestätigen. Sein Konzern soll jedoch nur 77,78 Prozent von DSF
übernehmen, wovon er wiederum etwa die Hälfte (38,97 Prozent der DSF-Anteile)
an EM.TV weiterreichen will. EM.TV verfügt
unter anderem über die Merchandising-Rechte für die Fußball-WM 2006 in
Deutschland. Für EM.TV soll nach
Presseberichten eine Sonderregelung: Sollte sich herausstellen, dass hinter der
Finanzierung Leo Kirch oder dessen nahes Umfeld stehen, müsste der Anteil an
Karstadt-Quelle zurück gegeben werden. Die übrigen Anteile an DSF soll
Hans-Dieter Cleven, Mehrheitsaktionär des Sportartikel-Herstellers Völkl,
übernehmen.
Ü
Kosten: mehr als nur der Kaufpreis
Der auf den ersten Blick niedrig wirkende Kaufpreis ergibt sich aus der enormen Verschuldung des am 1. Januar 1993 gestarteten Sportkanals. Für das vergangene Jahr nannte DSF-Geschäftsführer Stefan Ziffzer etwa 30 Millionen Euro Defizit (bei 70 Mio. Euro Umsatz) und versprach für dieses Jahr schwarze Zahlen.
Insgesamt aber hat fas Programm seit seiner Gründung nach Angaben der Unternehmensberatung HMR International 485 Millionen Euro Verlust gemacht, die von den neuen Gesellschaftern übernommen werden müssten. Sollte das Geschäft wie geplant abgewickelt werden, muss Karstadt Quelle außerdem noch die Deutsche Fußball-Liga (DFL) abfinden, die eine Option auf 25,1 Prozent der Gesellschafteranteile von DSF besitzt, die Teil des im vergangenen Jahr geschlossenen TV-Rechtevertrages für die Bundesliga ist.
Ob Karstadt Quelle tatsächlich
den Zuschlag erhält, hängt vor allem vom Medien-Milliardär Haim Saban ab, der bei
der Übernahme von Kirchs übrigen Programmen für DSF ein Vorkaufsrecht
ausgehandelt haben will (vgl. Artikel ProSieben
Sat.1 Media AG verkauft) und Karstadt-Quelle möglicherweise noch überbieten
könnte. Zunächst besteht er allerdings auf einer intensiven Buchprüfung (due
diligence), für die er vier Wochen Zeit haben soll. Das Insolvenz-Management
hingegen drängt auf einen raschen Verkauf des defizitären Sportprogramms. Saban
will, so sickerte nach Angaben der Süddeutschen Zeitung durch, offenbar 14
Millionen Euro und damit etwa eine halbe Millionen Euro mehr als
Karstadt-Quelle bieten. Außer dem Gläubigerausschuss von Kirchs Holding
Taurus TV GmbH müsste am Ende auch das Kartellamt dem Deal zustimmen.
Interesse an einer Übernahme von
DSF-Anteilen hatten außer Haim Saban auch der
französische Sender Eurosport, der skandinavische Medienkonzern Modern Times
und DSF-Geschäftsführer Stefan Ziffzer zusammen mit dem Finanzinvestor Hudson
signalisiert.