Der Verkauf des
Free-TV-Geschäftes der KirchGruppe an Haim Saban ist vorerst gescheitert. Beide
Seiten hätten sich einvernehmlich auf eine Aufhebung der im März
unterzeichneten Verträge geeinigt, hieß es in einer Presseerklärung. Auslöser
für das Scheitern der Übernahme waren Differenzen bei der Finanzierung des auf
mehr als 40.000 Vertragsseiten festgelegten Kaufs durch den US-Milliardär.
Bereits
im April und Mai hatten sich Schwierigkeiten Sabans abgezeichnet, die
vereinbarten Teilsummen auf die Konten der Gläubigerbanken zu überweisen, die
nach der Insolvenz auf Eigenverwaltung zu den neuen Eigentümern des
Kirch-Konzerns avanciert waren. Ende Mai war eine Zahlungsfrist über 525
Millionen Euro abgelaufen und schließlich von den Banken um zehn Tage
verlängert worden. Der US-Milliardär wollte offenbar den größten Teil der
vereinbarten Kaufsumme von etwa 2 Milliarden Euro (inklusive Schuldenübernahme)
über Kredite finanzieren, hatte aber Mühe, das Geld zu besorgen. Ein Konflikt
deutete sich auch an, weil die neun Gläubigerbanken den Kreditrahmen für die
Free-TV-Senderkette (Sat.1, Pro Sieben, Kabel 1, N 24) von 425 Millionen Euro
auf die Hälfte reduzieren wollten. Als Saban am Ende nur noch 125 Millionen
Euro in Kirchs Filmrechtegeschäft investieren wollte und den Rest von den
Banken erwartete, zeigte vor allem die Commerzbank keine Verhandlungsbereitschaft
mehr.
Hinzu
kam, dass Saban sich weigerte, ein
Pflichtangebot für die Kleinaktionäre zu unterbreiten, die nach seinem Einstieg
bei der ProSiebenSat.1
Media AG (36% der Anteile
und 72% der Stimmrechte) noch immer über 36 Prozent der Aktien verfügt hätten.
Weil der Medien-Milliardär aber die Mehrheit der Stammaktien übernehmen wollte,
hätte er über die Kaufsumme hinaus 300 bis 400 Millionen weitere Euro für
Aktien aus dem Streubesitz zahlen müssen. Einen Antrag auf Aussetzung dieser
Pflicht hatte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht abgelehnt,
weil sie – anders als Saban – Kirchs Free-TV-Geschäft nicht als Sanierungsfall
bewertete. Als Risiko entpuppte sich darüber hinaus eine Anleihe der
ProSiebenSat.1 Media AG über 200 Millionen Euro. Die Zeichner des Papiers
(Laufzeit bis 2009, Zinssatz: 11,25 Prozent) hätten ihr Geld nämlich im Falle
des Unternehmensverkaufs sofort zurückfordern können, was Sabans Kapitalbedarf
zusätzlich erhöht hätte.
Bis zur Hauptversammlung der ProSiebenSat.1 Media AG am 16. Juni müssen die
Kirch-Insolvenzmanager nun einen neuen Plan realisieren, um unter anderem einen
dreistelligen Millionen-Betrag (dem Vernehmen nach 150 Millionen Euro) als
frisches Geld im Wege einer Kapitalerhöhung für das Unternehmen
bereitzustellen. Um sich für insgesamt 97 Millionen Aktien frisches Geld über
den Kapitalmarkt zu besorgen, sollen weitere 150 Millionen von der KirchMedia fließen, die nach dem Verkauf
ihres Sportrechtegeschäftes wieder über etwa 350 Millionen Euro verfügt. Mit
der Kapitalerhöhung ließen sich Schulden abbauen, die vor allem aus der
Integration des chronisch defizitären Programms Sat.1 in die ProSiebenSat.1
Media AG stammen. Eine parallel zur Kapitalerhöhung durchgeführte Umwandlung
der stimmrechtlosen Vorzugsaktien des Streubesitzes in Papiere mit
Stimmberechtigung ist noch nicht sicher, wird aber nach Aussagen des
Vorstandsvorsitzenden Urs Rohner angestrebt.
„Beide Parteien sind in freundschaftlicher
Atmosphäre auseinander gegangen mit der Absicht, weiter zu kooperieren“, heißt
es sibyllinisch in gemeinsamen Presseerklärungen. Dass Saban zu einem späteren
Zeitpunkt doch noch einmal mit den Kirch-Managern ins Geschäft kommt, gilt
dennoch als unwahrscheinlich. Vages Interesse hat hingegen wieder der Bauer-Verlag bekundet, der im März aus den
Verhandlungen ausgestiegen war. Ein höheres Angebot als vor drei Monaten will
das Hamburger Verlagshaus allerdings nicht vorlegen. Bei nur einem Bieter aber
ließe sich der Preis für die Reste des Kirch-Imperiums nicht gerade hoch
treiben. Kein Wunder also, dass die Gläubigerbanken – vor allem Bayerische
Landesbank, HypoVereinsbank, Commerzbank und DZ Bank – nun Kirchs
Unternehmensreste vorerst in eigener Regie führen wollen.
Ü Siehe auch folgende Artikel: 1ProSiebenSat.1 Media AG verkauft
1Kirch-Gruppe zu 85 Prozent verkauft
1Bundeskartellamt gibt Saban grünes Licht