Stolte verordnet ZDF strikten Sparkurs
Größe TV-Anstalt Europas sitzt auf riesigem
Schuldenberg
Von Dr. Matthias Kurp, 11.06.2001
Trotz
Rundfunkgebühren-Erhöhung fehlen dem ZDF bis 2004 etwa 1 Milliarde Mark. Mit drastischen
Sparmaßnahmen soll die Finanzlücke nun auf 0,2 Mrd. Mark begrenzt werden.
Auch wenn
in diesem Jahr unterm Strich noch 172 Millionen Mark Ertragsüberschuss bleiben
sollen, sieht ZDF-Intendant Prof. Dr. Dieter Stolte (66) schwarz. Schließlich
stehen noch aus der vergangenen Gebührenperiode minus 309,4 Millionen Mark zu
Buche. Inklusive alter Kredite hat das ZDF inzwischen einen Schuldenberg
von etwa 640 Millionen Mark angehäuft.
Nachdem die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der
öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten (KEF) dem ZDF vom neuen Bedarf in Höhe
von 2,967 Milliarden Mark nur 1,140 Milliarden Mark genehmigt hatte, mussten
Intendanz und Programmplanung empfindliche Kürzungen vornehmen.
Ü
Drastische Sparmaßnahmen wirken sich auch auf Programm aus
Als Gründe für den Schuldenberg nannte Stolte eine
"strukturelle Unterfinanzierung" des Mainzer Senders seit Anfang der
90er Jahre. Während die ARD zum Beispiel Überschüsse aus ihren Hörfunkprogrammen
zum Finanzausgleich nutzen könne, gebe es diese Möglichkeit für das ZDF nicht.
Um das planerische Defizit bis 2004 auf 195 Millionen Mark zu reduzieren, so
erklärte Stolte, soll bei Personal, Programm und Sachaufwendungen gespart
werden. Der Etat für freie Mitarbeiter wird eingefroren, bei den festen
Mitarbeitern sollen weitere sechzig Stellen abgebaut werden. Anstelle von
einigen neuen Produktionen müssen nun Wiederholungen ins Programm integriert
werden. "Das Ziel ist riskant, aber der Weg ist ohne Alternative",
kommentierte der im kommenden Frühjahr scheidende ZDF-Intendant.
Trotz der knappen Kassen
stimmte der ZDF-Fernsehrat in der vergangenen Woche dem Konzept eines gemeinsam
mit der ARD und der Deutschen Welle betriebenen
Deutsche Auslands-TV-Kanals zu. "Die Voraussetzung ist allerdings
die Finanzierung durch die Bundesregierung aus dem Bundesetat", betonte
der ZDF-Fernsehratsvorsitzende Konrad Kraske. Das Programm soll Anfang 2002
zunächst in Nordamerika ausgestrahlt und vermutlich als Pay-TV angeboten
werden.