Weirich geht, Bettermann kommt
Chef-Wechsel bei Deutscher Welle entschieden
Von Dr. Matthias Kurp, 11.05.2001
Der scheidende
Intendant der Deutschen Welle, Dieter Weirich, hat einen Nachfolger: Im dritten
Wahlgang konnte sich Erik Bettermann im Rundfunkrat eine Mehrheit sichern.
Nachdem
Vorgänger Dieter Weirich (CDU) sein Amt im März vorzeitig zur Verfügung
gestellt hatte, wird sein Nachfolger nun zum 1. Oktober nach Köln wechseln. Der
Bremer Staatsrat Bettermann (57) erhielt im entscheidenden dritten Wahlgang,
bei dem eine einfache Mehrheit reichte, zehn Stimmen, seine Gegenkandidatin,
die WDR-Journalistin Sabine Rollberg (47), bekam nur sieben Stimmen. Der dritte
Bewerber, der Düsseldorfer SPD-Regierungspräsident Jürgen Büssow (55), war
bereits nach dem zweiten Wahlgang aus dem Rennen. Bettermann gehört seit 1994
dem Verwaltungsrat der Deutschen
Welle an und arbeitet noch als Bevollmächtigter des Landes Bremen (für
Europa und Entwicklungszusammenarbeit) in Berlin.
Alle drei Kandidaten waren von einer vierköpfigen
Findungskommission unter Leitung des Rundfunkratsvorsitzenden Valentin Schmidt
nominiert worden. Frühzeitig ausgeschieden aus dem Bewerbungsmarathon waren in
den vergangenen beiden Monaten die SPD-Bundestagsabgeordnete Elke Leonhard, die
WDR-Hörfunkdirektorin Monika Piel, die Leiterin des Hamburger NDR-Funkhauses
Dagmar Reim, die ehemalige Bremer TV- und Hörfunkdirektorin Claudia Schreiner
sowie der Hamburger Politikwissenschaftler Prof. Dr. Hans J. Kleinsteuber.
Ü
Wunschkandidat mit dem richtigen Parteibuch
Bettermann galt von Anfang an als Wunschkandidat der Bundesregierung. Dem
gelernten Journalisten, dessen Verwaltungskarriere 1968 in Köln begann, wird nachgesagt,
er verstehe es, über Parteigrenzen hinweg zu einigen. In dieser Rolle war er
vor allem im Bundsrat immer wieder erfolgreich. Der in der Nähe von Leipzig
geborene Staatsrat wurde 1989 zum stellvertretenden Bundesgeschäftsführer der SPD gewählt und wechselte 1992 in
die Position des Staatsrates von Bremen. Als Verwaltungsrat der Deutschen Welle
weiß Bettermann um die finanziell angespannte Lage seines Senders, der nicht
durch Rundfunkgebühren, sondern aus Mitteln der Bundesregierung finanziert
wird. Allein im vergangenen Jahr wurde der Etat um 54 Millionen Mark auf 581
Millionen Mark gekürzt. Bis 2003 sollen jährlich weitere 35 Millionen Mark
eingespart werden. Gleich nach seiner Wahl forderte Bettermann, zukünftig
müsste der Etat über mindestens eine Legislaturperiode festgelegt werden. Dafür
müssten allerdings die Gesetze geändert werden.
Die 1953 als Auslandsrundfunkprogramm gegründete
Deutsche Welle beschäftigt zurzeit etwa 1700 fest angestellte Mitarbeiter in
Köln und Berlin. Vor zehn Jahren hatte der Auslandssender noch etwa 2200
Mitarbeiter. Das in Köln produzierte Hörfunkprogramm wird in 29 Sprachen
ausgestrahlt. Hinzu kommen im Wesentlichen in Berlin hergestellte TV-Sendungen
in Deutsch, Englisch und Spanisch. Weltweit können die Programme der Deutschen
Welle von mehr als 120 Millionen Menschen empfangen werden. Bettermanns
wichtigste Projekte werden zunächst der Umzug von Köln nach Bonn sein, der
Ausbau des Online-Angebotes sowie der Aufbau eines Auslands-Pay-TV-Angebotes,
das gemeinsam mit ARD und ZDF erstellt werden soll.