Kirch, ARD & ZDF endlich im Finale

Vertrag für die WM-Fernsehrechte so gut wie perfekt

 

 

Von Dr. Matthias Kurp, 07.03.2001

 
 

 

 

 

 

 

 


ARD und ZDF haben ungefähr zeitgleich mit dem FC Bayern das Finale erreicht: Der Vertrag über die Fußball-Weltmeisterschaften 2002 und 2006 scheint so gut wie perfekt.

 

Nachdem zuletzt vor allem eine Art Verwendungsbeschränkung bei der digitalen Satellitenausstrahlung für Unruhen in den Reihen von ARD und ZDF gesorgt hatte, wurde dieses Problem nun zunächst ausgeklammert. Die KirchGruppe hatte nämlich verlangt, die öffentlich-rechtlichen Anbieter müssten gewährleisten, dass in den Nachbarländern ihre Übertragungen nicht via Satellit empfangbar seien. Dies hätte Kirch eine Vermarktung seiner Rechte im Ausland erschwert. Nun wurde nach Angaben von ARD-Sprecher Rüdiger Oppers vereinbart, dass zunächst geprüft werde, ob sich das Problem bei der digitalen Ausstrahlung technisch (durch Verschlüsselung) lösen lasse. Sollte dies nicht der Fall sein, soll auf die digitale Satellitenausstrahlung verzichtet werden. Die analoge Verbreitung über den Satelliten Astra sei davon aber nicht betroffen, betonte ZDF-Intendant Dieter Stolte.

Sollten nach den ZDF-Gremien auch die Aufsichtsorgane der ARD-Anstalten zustimmen, erhalten ARD und ZDF wie geplant die exklusiven Live-Rechte an 24 oder 25 Spielen der WM 2002 in Japan und Südkorea. Garantiert zum Rechte-Paket gehören alle Spiele mit deutscher Beteiligung, Eröffnungsspiel, Halbfinale und Endspiel. Sollte das DFB-Team um den dritten Platz spielen, würde auch das live im öffentlich-rechtlichen Rundfunk übertragen. Der von ARD-Intendant Fritz Pleitgen, ZDF-Intendant Dieter Stolte und Kirch-Manager Dieter Hahn am 9. Mai unterzeichnete Vertrag sieht vor, dass ARD und ZDF 2002 bei allen 64 WM-Paarungen ein Erstzugriffsrecht haben. Dafür sollen sie etwa 220 Millionen Mark plus Mehrwertsteuer zahlen. Für die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland haben sich ARD und ZDF eine Option gesichert. Sollten sie schließlich den Zuschlag nicht erhalten, würde das Kirch 100 Millionen Mark kosten.

Ü Rechte-Tausch soll Kassen von ARD und ZDF schonen

Die Zahlung für die WM 2002 wollen ARD und ZDF so abwickeln, dass zunächst 120 Millionen Mark fällig werden und in einer zweiten Tranche erst dann die restlichen 100 Millionen Mark, wenn eine Einigung über die Rechte für die WM 2006 erzielt wurde. In bar aber fließt nur ein Teil der Summen. Vielmehr wollen die öffentlich-rechtlichen Anbieter Kirch im Gegenzug Übertragungsrechte an den Olympischen Spielen 2002 und 2004 überlassen. ZDF-Chef Stolte versprach aber, an Kirch würden lediglich Nachverwertungs- oder Parallelverwertungsrechte übertragen: „Wir werden im gewohnten Umfang alle Disziplinen selber übertragen.“ Für die Fußball-Europameisterschaft 2004 in Portugal wurde außerdem eine so genannte „Bemühungsklausel“ vereinbart. Dabei geht es um acht Vorrundenspiele und zwei Viertelfinalpaarungen, die von der Kirch-Gruppe live verwertet werden dürfen. Voraussetzung dafür aber ist noch eine entsprechende Genehmigung der UEFA. Das Paket soll einen Wert von 65 Millionen Mark haben.

Für die Übertragungsrechte an der WM 2006 sollen ARD und ZDF alles in allem etwa 500 Millionen Mark zahlen. Auch dafür aber erhielten sie nur einen Teil der Übertragungsrechte. Komplett nämlich sind alle 64 Spiele live nur im Pay-TV zu sehen. Premiere World bastelt schon für die WM 2002 an ähnlichen Paketen, wie sie zur Zeit bereits für die Fußball-Bundesliga gelten. Nicht im ARD/ZDF-Vertrag eingeschlossen sind auch die Zweitverwertungsrechte. Außer in den Nachrichten werden damit bei ARD und ZDF keine Aufzeichnungen oder Zusammenfassungen zu sehen sein. Dies ist vor allem im nächsten Jahr ein großer Nachteil, wenn wegen der Zeitverschiebung die Spiele in Japan und Südkorea live nur zwischen 8.30 und 15 Uhr mitteleuropäischer Zeit ausgetragen werden. Favorit für alle Zweitverwertungen ist derzeit Kirchs Programm SAT.1. Im Hörfunk jedoch haben die ARD-Sender weiterhin unbeschränkt alle Möglichkeiten der Live-Berichterstattung.