Startvorbereitungen für German-TV

Privatwirtschaftliche Konkurrenz heißt Channel D

 

 

Von Dr. Matthias Kurp, 25.11.2001

 
 

 

 

 

 

 

 

 


ARD, ZDF und Deutsche Welle wollen gemeinsam deutschsprachiges Auslandsfernsehen machen. Doch statt 60 Millionen wurden zunächst nur 40 Millionen Mark an Bundesmitteln genehmigt.

 

German TV, das ist die Vision, über die Medienpolitiker und Intendanten bereits seit Monaten diskutieren: ein deutschsprachiges Fernsehprogramm, das auf dem gesamten Globus zu empfangen sein soll. Jetzt steigen die Chancen auf die Realisierung des Projektes. Nachdem der Haushaltsausschuss des Bundestages Mitte November 40 Millionen Mark Anschubfinanzierung für die ersten vier Jahre bewilligt hat, kann mit der konkreten Programmplanung begonnen werden. Ursprünglich waren allerdings 60 Millionen Mark veranschlagt, die der Bund zuschießen sollte, um sicherzustellen, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk das Auslandsfernsehen nicht aus Rundfunkgebührengeldern bezuschussen muss.

Der neue Sender soll seinen Sitz in Berlin haben und international unter dem Namen The German Channel firmieren. Jeweils 40 Prozent des neuen TV-Programms liefern ARD und ZDF, 20 Prozent kommen von der Deutschen Welle. In Nordamerika muss (aus lizenzrechtlichen Gründen) und soll (aus finanziellen Gründen) das Angebot als Pay-TV-Kanal etabliert werten. Für alle anderen Regionen der Welt (zunächst v.a. Asien. Australien, Südafrika) ist das Gemeinschaftsprogramm als frei empfangbar geplant.

Ü Nur in Nordamerika als Pay-TV geplant

Das Pay-TV-Angebot wird zunächst auf die fast 1 Million deutschsprachigen Haushalte in den USA ausgerichtet, die gegen 15 Dollar (cirka 33 Mark) monatlich deutsche TV-Kost sehen können. Deutsche TV-Programme könnten vor allem in den USA eine Marktlücke sein. Schließlich existieren dort bereits 150 deutschsprachige Hörfunkprogramme und 30 Zeitungen in deutscher Sprache. Sind erst einmal 70.000 Pay-TV-Abonnenten gewonnen, soll German-TV rentabel arbeiten, sodass der Bund in spätestens fünf Jahren seine zurzeit auf jährlich 10 Millionen Mark festgesetzte Anschubfinanzierung einstellen kann.

Zu den Formaten, die ARD und ZDF kostenfrei zum Auslands-TV beisteuern, gehören Tagessschau und Tatort ebenso wie Beckmann und die Kerner-Show. Alle Sendungen, die von ARD und ZDF übernommen werden, sollen 1 bis 48 Stunden nach ihrer Ausstrahlung in Deutschland auch international zu sehen sein. Verbreitet wird das 24-Stunden-Programm per Satellit. Die Struktur des neuen Senders ist mit 17 Planstellen äußerst schmal angelegt. Geht es nach dem Willen des neuen Intendanten der Deutschen Welle, Erik Bettermann, startet German TV bereits im März oder April kommenden Jahres.

Ü Bundesrechnungshof ist skeptisch

Die Meinungen über German TV differieren: Der Bundesrechnungshof stufte das Projekt zunächst 1999 und auch in diesem Jahr noch einmal als unwirtschaftlich ein, der Beauftragte der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien, Staatsminister Julian Nida-Rümelin, urteilte dagegen optimistischer und wertet die Zusammenarbeit von Deutscher Welle sowie ARD und ZDF als „erfreuliches Zeichen für eine Kooperation bei der Verwirklichung des Zieles, in der Welt ein differenziertes Bild von Deutschland zu vermitteln“.

Während für German TV noch am Sendekonzept gebastelt wird, sendet die privat-kommerzielle Konkurrenz bereits seit 1. September. In Bremerhaven startete das Auslandsprogramm Channel D via Satellit mit einer sechsstündigen Pay-TV-Programmschleife, die zunächst in Nord- und Südamerika sowie in der Karibik empfangen werden kann. Bereits in einem Jahr will der Minisender 15.000 Abonnenten gewonnen haben, die 20 Dollar monatlich zahlen müssen. Schwarze Zahlen schreibt das Projekt, dessen Anlaufverluste bei 2 Millionen Mark liegen sollen, bereits mit 25.000 Abonnenten.

Ü Channel D bereits mit Unterhaltungsprogramm on air

Während German TV seinen hohen Informationsanspruch unterstreicht, versteht sich Channel D vor allem als Unterhaltungsfernsehen. Zum Programmstock gehören ebenso alte Tatort-Folgen wie die Serie Liebling Kreuzberg, Volksmusiksendungen oder Zusammenfassungen der Fußball-Bundesliga. Gründer und geschäftsführender Gesellschafter von Channel D ist Jürgen Grobbin, der in der Nähe von Bremen die Beratungsagentur Idee Medien betreibt und auf dem deutschen Markt Eutelsat vertritt. Als Programmdirektor agiert Karl-Otto Saur, der in Bayern eine PR-Agentur für Medienprogramme unterhält. Beide zusammen haben etwa ein Dutzend Gesellschafter für Channel D gewinnen können, unter anderem auch den SAT.1-Nachttalker Harald Schmidt.