Drohende Konzentration bei Digital-TV
BskyB beteiligt sich an Kirchs Pay-TV-Programm
„Premiere“
Von Dr. Matthias Kurp, 16.08.2000
Die Kommission zur
Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) hat die Beteiligung von
BSkyB am Premiere-Anbieter KirchPay TV genehmigt, warnt aber vor einer
Konzentration bei den digitalen Medien.
Murdochs
britischer TV-Programmanbieter BSkyB hatte sich Ende 1999 mit 24% an der für
das Pay-TV der Kirch-Gruppe
verantwortliche Unternehmen KirchPay TV beteiligt. Aus Sicht der Kommission zur Ermittlung der
Konzentration im Medienbereich (KEK) handelt es sich dabei nicht um eine
"erhebliche Zunahme der Meinungsmacht der Kirch-Gruppe im bundesweiten
Fernsehen". Die KEK begründete ihre Entscheidung am 16. August damit, dass
Pay-TV angesichts der Vielzahl von Free-TV-Angeboten zurzeit für den deutschen
Fernsehmarkt nur von begrenzter Bedeutung sei. Gleichwohl aber attestierte die
KEK der Kirch-Gruppe eine "bereits überragende Position" im
bundesweiten Bezahlfernsehen.
Bereits beim Verkauf der Premiere-Mehrheitsanteile an
die Kirch-Gruppe hatte die KEK außerdem darauf hingewiesen, mit der Bertelsmann AG existiere
auf dem digitalen Markt eine Alternative für die digitalen Verbreitungswege.
Bertelsmann hatte sich zuvor dafür entschieden, den digitalen Markt nicht über
die TV-Plattform, sondern über Internet-basierte Dienste zu erobern, die
ebenfalls über die breitbandigen TV-Kabel verbreitet werden sollen. Doch das
Angebot der Bertelsmann Broadband Group ist bislang nur für wenige
Testhaushalte in Frankfurt und Köln zu sehen. Als entscheidendes Nadelöhr hat
sich dabei längst erwiesen, dass PC-Monitore für TV-Bilder wenig geeignet sind
und dass die Übertragung auf einen Fernsehbildschirm Decoder voraussetzt, die
es im Handel noch nicht gibt. Kirchs marktdominierende d-Box erweist sich
nämlich in Bezug auf Internet-Interaktivität noch immer als zu
leistungsschwach.
Ü
Gefahr technischer Marktzutrittsbarrieren
Der Kampf um die technische Plattform wird damit noch
stärker die Marktzutrittsbarrieren zum digitalen Medienmarkt dominieren. Das
hat auch die KEK erkannt. Erst zwei Tage vor der Genehmigung der
BskyB-Beteiligung an KirchPay TV hatte der KEK-Vorsitzende Ernst-Joachim
Mestmäcker in Potsdam betont, im Digital-Zeitalter werde es notwendig, die
Kontrolle des technischen Zugangs auch zur Beurteilung der vorherrschenden
Meinungsmacht heranzuziehen. Dabei geht es nicht nur um die technische
Standardisierung der Zugangssysteme, sondern auch um den Zugang zu den Netzen.
Mit der Multimedia Home Plattform wurde Ende 1999
zwar ein technischer Standard für die Programmierung der elektronischen
Programmführung (Electronic Program Guide, EPG) und Multimedia-Applikationen
von Decodern geschaffen, Parameter aber für die Integration des Internet wurden
bislang noch nicht spezifiziert. Mestmäcker wies außerdem auf die beherrschende
Rolle der Deutschen Telekom AG
hin. Durch ihre parallele Eignerschaft von Telefon- und Kabelnetz werde der
Wettbewerb in diesem Bereich „nicht begünstigt“. Sollte die Telekom sich bald –
wie geplant – noch mit 51 Prozent an der Kirch-Tochtergesellschaft BetaResearch
beteiligen, die für die digitale Zugangstechnik zuständig ist, könnten die
beiden Unternehmen ihre Machtposition im digitalen Markt noch weiter festigen.